Info-Abend zu den Möglichkeiten und Förderwegen für den Bauernhof von morgen beflügelt Zuhörerschaft
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist seit 1975 rapide gesunken. Laut Statista1 wurden im Jahr 2021 rund 256.900 Betriebe gezählt. Vor rund 50 Jahren waren es fast eine Million. Immer wieder stehen Landwirt:innen vor tiefgreifenden Veränderungen: „Wie sollen wir uns für die Zukunft aufstellen? Welche anderen Standbeine gibt es? Was mache ich zum Beispiel mit leerstehenden Ställen oder dem Ertrag aus verkauften Viehbeständen?“, fasst Antje Rink, Projektmanagerin im Regionalmanagementdes Landkreises Bad Kissingen die aktuelle Situation zusammen. Gemeinsam mit dem Landkreis Rhön-Grabfeld und der Regierung von Unterfranken hat sie Ende Juni (28.06.2022) den digitalen Infoabend zum Thema „Bauernhof neu gedacht“ durchgeführt. Möglich war das aufgrund der engen Kooperation mit Michael Diestel vom Bayerischen Bauernverband, Kreisverband Rhön-Grabfeld, der die Veranstaltung in den Verband hinein beworben und in den Vorgesprächen die Bedürfnisse der Landwirtinnen und Landwirte verdeutlicht hat. Und so kamen an dem Info-Abend Expert:innen zu Wort, die einen möglichen Lösungsansatz aufzeigten. Konkret: die soziale Landwirtschaft und hier in erster Linie Angebote für das Wohnen im Alter. Also „Bauernhof neu gedacht“.
Wohnformen für ältere Menschen – die große Nachfrage dieser Zeit
„Barrierefreier Wohnraum, betreutes Wohnen oder ambulant betreute Senioren-Wohngemeinschaften sind Konzepte, die sich auch auf Bauernhöfen verwirklichen lassen und dort für ein neues Wirtschaftsfeld sorgen“, sagt Karola Back von der Regierung von Unterfranken und Mitorganisatorin des Abends.  Doch bislang sind konkrete Umsetzungen rar gesät, wie Theresia Nüßlein von der Arbeitsgruppe Soziale Landwirtschaft in der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft aufzeigte. Sie sprach im Rahmen der Infoveranstaltung von rund 30 Betrieben in Bayern. Dabei hat etwa das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege das Potential dieser neuen Wohnform für Senior:innen bereits erkannt. So wird in der Förderrichtlinie Pflege im sozialen Nahraum (PflegesoNahFÖR) demWunsch von Pflegebedürftigen nach Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Sicherheit im direkten Wohnumfeld entsprochen. Auch die Notwendigkeit von bedarfsgerechten und sozialraumorientierten Angeboten, damit Pflegebedürftige möglichst lange zuhause bleiben können wurde aufgegriffen. Über die Einzelheiten zu den Fördervoraussetzungen und Antragswegen referierte kurz und übersichtlich Kristina Stauber vom Landesamt für Pflege, dass mit dem Antragsverfahren betraut worden ist.
Ministerium fördert großzügig – Öffnung von Pflege in den sozialen Nahraum
Eines der Ziele lautet daher ganz eindeutig: „Bedarfsgerechte Stärkung der Pflege im ländlichen Raum“, zu der auch die Referentin der Koordinationsstelle Pflege und Wohnen in Bayern, Brigitte Herkert ermutigte. Ihrer Ansicht nach berge der demografische Wandel im ländlichen Raum auch viele Chancen. Das sieht auch Sabine Wenzel-Geier so, die seitens des Landkreises Rhön-Grabfeld den Abend mit organisiert hat und dort den Pflegestützpunkt leitet: „Es gibt eine große Nachfrage der älteren Menschen mit Unterstützungs- und/ oder Pflegebedarf, die durch die herkömmlichen Strukturen nicht mehr ausreichend gedeckt werden. Der Fachkräftemangel ist ein Grund. Dafür neue Lösungen und Angebote zu erarbeiten ist die Herausforderungen. Als Vertreterinnen der Kommune setzen wir dafür gerne Impulse und regen Diskussion und Austausch an.“
Beispiel Fürstenzell – ambulant betreute Senioren-WG wo es früher nurSchweinemast gab
Angefangen vom häuslichen Generationenvertrag bis hin zu wesentlich günstigeren Mieten – der ländliche Raum kann viele Bedürfnisse und Bedarfe von Senior:innen decken. Man denke etwa an die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – insbesondere auch innerhalb der eigenen Familie, die Begegnungsmöglichkeiten von Alt und Jung und natürlich Wohnformen im überschaubaren sozialen Umfeld. Bauernhöfe könnten das leisten. Das zeigte das Praxisbeispiel von Alois Penninger aus Fürstenzell. Sein Bauernhof bietet unter anderem eine ambulant betreute Senioren-WG und betreutes Wohnen an. Mit dem Bau der neuen Wohnformen bewies der junge Landwirt Mut. Der Gewinn ist auf beiden Seiten. Denn in einem aktiven, landwirtschaftlichen Betrieb bieten sich vielfältige Aktionen zum Beobachten oder zur Mitarbeit. Viele Senior:innen sind körperlich und geistig noch fit und würden sich über kleine sinnhafte Aufgaben, die ihren Tag strukturierten,  etwa Tiere füttern, Marmelade einkochen oder Abendbrottisch für alle decken, freuen.  

Quelle: Landkreis Rhön-Grabfeld

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