35-jähriger Tatverdächtiger in U-Haft. Gestern wurde im Rahmen einer Zwangsräumung in Schweinfurt zahlreiche Chemikalien gefunden. Jetzt hat das Bayerische Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen. Insgesamt wurden mehr als 30 Liter verschiedene Chemikalien und ca. 1 kg selbst hergestellter Sprengstoff gefunden und sichergestellt bzw. vernichtet. Alle vier Festgenommen sind deutsche Staatsangehörige. Insgesamt waren ca. 180 Kräfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Johanniter Unfallhilfe, Malteser Hilfsdienst, ASB, SEG, CBRN (E) und mehr als 150 Polizeibeamte im stundenlangen Einsatz.

Hier der ganze Bericht vom LKA:

Sprengstoffgefährliche Gegenstände gefunden Ermittlungen durch LKA übernommen
Schweinfurt – Wie bereits gestern durch das Polizeipräsidium Unterfranken
umfassend berichtet, meldete ein Gerichtsvollzieher am Montag, 26.03.2018, kurz
vor 10.00 Uhr der Polizei, dass er im Rahmen einer Zwangsräumung in einer
Wohnung eines Gebäudes, das auch als Obdachlosenunterkunft genutzt wird, und in
einem dazugehörigem Keller in Schweinfurt zahlreiche Chemikalien gefunden hat.
Da eine Gefährdung der Anwohner nicht ausgeschlossen werden konnte, wurden in
der Folge das betreffende Anwesen in der Euerbacher Straße und mehrere
benachbarte Gebäude geräumt und der Bereich großräumig abgesperrt.
Verständigte Spezialisten der Technischen Sondergruppe des Bayerischen
Landeskriminalamtes bestätigten nach einer ersten Inaugenscheinnahme die
Gefährlichkeit der aufgefunden Chemikalien, die zur Herstellung von Sprengstoff
geeignet sind.
Die sofort eingeleiteten umfangreichen Ermittlungen zur Herkunft der gefährlichen
Stoffe und den Wohnungsinhabern ergaben, dass die Wohnung zuletzt von einer 30-
jährigen Frau bewohnt wurde. Diese konnte bei ihrem Bruder, einem ebenfalls in
Schweinfurt wohnenden 32-Jährigen, angetroffen und vorläufig festgenommen
werden.
Gegen 13.30 Uhr meldete sich an der Absperrung ein 35-Jähriger und gab an, dass
die aufgefundenen Stoffe ihm gehören. Daraufhin wurde dem Mann die vorläufige
Festnahme erklärt. Da er einen Rucksack bei sich führte, mussten auch hier
umfangreiche Absperrungen durchgeführt werden, bis dieser von den Experten
durchsucht und als ungefährlich eingestuft werden konnte.
Die 30-Jährige gab in einer ersten Befragung an, dass der 35-Jährige auch noch in
einem anderen Kellerabteil des Anwesens, das einem 34-jährigen gehört,
Chemikalien und Sprengmittel versteckt habe.

Werbung

Dieser 34-Jährige konnte in der Folge gegen 16.00 Uhr im Stadtgebiet Schweinfurt
festgenommen werden.
Bei der Durchsuchung einer Wohnung fanden die Sprengstoffexperten dann eine
größere Menge eines selbst hergestellten, hochexplosiven Sprengstoffes, der nicht
gefahrlos abtransportiert werden konnte.
Deshalb entschieden die LKA-Experten, dass dieser Stoff unter hohen
Sicherheitsvorkehrungen auf einem freien Feld in einer extra dafür ausgehobenen
Grube kontrolliert gesprengt wird. Dies konnte gegen 21.30 Uhr erfolgreich
durchgeführt werden. Gegen 02.15 Uhr kehrten die letzten Bewohner wieder in ihre
Wohnungen zurück, die Durchsuchungen waren abgeschlossen.
Die Ermittlungen wurden vom Bayerischen Landeskriminalamt übernommen.
Nach Beendigung der polizeilichen Maßnahmen wurden noch in der Nacht die 30-
jährige Bewohnerin und der 34-Jährige, der im Stadtgebiet Schweinfurt
festgenommen wurde, wieder entlassen.
Der 32-jährige Bruder der Frau war bereits vorher wieder aus dem Gewahrsam
entlassen worden.
Der 35-Jährige, der sich an der Absperrung selbst gemeldet hatte, wird heute dem
Ermittlungsrichter vorgeführt.
Insgesamt wurden mehr als 30 Liter verschiedene Chemikalien und ca. 1 kg selbst
hergestellter Sprengstoff gefunden und sichergestellt bzw. vernichtet.
Alle vier Festgenommen sind deutsche Staatsangehörige.
Zu den weiteren Ermittlungen, die von den Sprengstoffermittlern des Bayerischen
Landeskriminalamtes geführt werden, können zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben
gemacht werden. Die Staatschutzabteilung des Bayerischen Landeskriminalamtes ist
in die Ermittlungen eingebunden. Derzeit wird ermittelt, ob Anhaltspunkte für eine
geplante extremistische Tat feststellbar sind.
Insgesamt waren ca. 180 Kräfte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Johanniter Unfallhilfe,
Malteser Hilfsdienst, ASB, SEG, CBRN (E) und mehr als 150 Polizeibeamte im
stundenlangen Einsatz.