München/Unterfranken: Streiks im Handel Bayern Weitere Streiks im Handel nach skandalösem Vorgehen der Arbeitgeber
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Die Streiks im Handel in der Region Main-Rhön gehen weiter. Das teilte die Gewerkschaft ver.di mit. Nachdem der Verhandlungstermine im Einzelhandel abgesagt wurden, werden die Streiks fortgesetzt. Zum Streik aufgerufen sind unter anderem die Beschäftigten bei H&M in Schweinfurt sowie in den Kaufland-Filialen in Bad Kissingen und Schweinfurt. Die Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 21.11.2023 in die achte Runde.
PRESSEMITTEILUNG
München u.a., 10.11.2023. Nach der skandalösen Absage des gemeinsam vereinbarten Verhandlungstermin im Einzelhandel werden die Arbeitskampfmaßnahmen im bayerischen Handel am Wochenende weitergeführt, nachdem die Arbeitgeber die bereits terminierten Tarifverhandlungen im Einzelhandel abgesagt haben. Dazu werden die Beschäftigten in ausgewählten Betrieben zum Streik aufgerufen. Dazu gehören die Beschäftigten aus den Zentrallägern von Lidl in Anzing und Graben, dem Zentrallager von Rewe in Buttenheim und Eitting. Aufgerufen sind auch die Beschäftigten von Douglas in Aschaffenburg und Würzburg, der Edeka Filialen in Dillingen und Wemding sowie ausgewählte Filialen in München und dem Umland, eurotrade am Flughafen München, h&m Filialen in Augsburg, Donauwörth, München, Rosenheim, Schweinfurt und Würzburg, Hoffmann Supply Chain in Odelzhausen, Hugendubel in München, Ikea in Brunnthal, Eching, Gersthofen und Würzburg, Kaufland Filialen in Bad Kissingen, Erding, Freising, Geretsried, Lichtenfels, Moosburg, München, Rosenheim und Schweinfurt, Massimo Dutti in München, Media Markt in Rosenheim, METRO in Neu-Ulm und München-Pasing, Netto Filialen im Einzugsgebiet von Rosenheim, NK Südfilialen in München, Reweund Penny Filialen in Eching, Saturn in Augsburg und Friedberg, Sport Scheck in München sowie Zara Filialen in Augsburg und München.
Insgesamt werden über 80 Betriebe zum Streik aufgerufen. Einzelne Betriebe sind schon seit mehreren Wochen im Streik. Durch die Streikaktionen in den Zentrallägern kommt es zu Versorgungsengpässen, vor allem in den Filialen.
„Durch die völlig skandalöse Absage der gemeinsam vereinbarten Tarifverhandlungen der Arbeitgeber des bayerischen Einzelhandels werden Streiks im Weihnachtsgeschäft unausweichlich. Unsere Kolleginnen und Kollegen kämpfen weiter entschlossen gegen Reallohnverluste und die drohende Altersarmut“, so Hubert Thiermeyer, ver.di Verhandlungsführer im bayerischen Einzelhandel.
„Mit unseren Streikaktionen wollen wir vor den entscheidenden Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel am 21. November den Durchbruch erreichen. Bei soviel Bewegung in sechs Monaten härtesten Tarifkampf muss es auch Bewegung bei den Tarifverhandlungen geben, die für einen Tarifabschluss reicht“, erklärt Thomas Gürlebeck, ver.di Verhandlungsführer im bayerischen Groß- und Außenhandel.
Die Arbeitgeber hatten diese Woche völlig überraschend bundesweit die Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel abgesagt. Vorausgegangen war ein Anschreiben des Arbeitgeberverbandes auf Bundesebene (HDE) indem er die Absage der regionalen Tarifverhandlungen ankündigte und lediglich ein sogenanntes Spitzengespräch mit den Konzernvertretern anbot – also mit genau den Personen, welche bislang monatelang eine Verbesserung der Angebote in den Tarifverhandlungen auf Arbeitgeberseite verhindert haben. ver.di wertete dieses Vorgehen als skandalös und einen einmaligen Vorgang in der Tarifgeschichte.
„Einen derart plumpen Versuch gegen die Tarifautonomie unserer Tarifkommissionen in den Bundesländern und eine weitere Schwächung der klein- und mittelständischen Struktur im Handel zugunsten der Konzerne können wir nicht hinnehmen“, machte Silke Zimmer, für den Handel zuständiges ver.di Bundesvorstandsmitglied deutlich.
In Freising wird gegen 9:45 Uhr ein Demonstrationszug von der Kaufland-Filiale in der Gutenbergstraße 2 in Freising mit Streikenden aus München und Augsburg über die Angerstraße starten, mit zentraler Abschlusskundgebung am Kriegerdenkmal.
Die Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 21.11.2023 in die achte Runde und die Tarifverhandlungen im bayerischen Buchhandel werden am 30.11.2023 fortgesetzt.
Seit April finden eigenständige Tarifverhandlungen in Bayern für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel, im Groß- und Außenhandel und im genossenschaftlichen Großhandel statt. Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegten sich zwischen 4,5 % und 5,3 % Entgelterhöhung in 2023. Zum Teil ergänzt wurden die Angebote um Inflationsausgleichsprämien weit unter 1.000 €. Für das zweite Jahr boten die Arbeitgeber Erhöhungen zwischen 2,9 % und 3,1 % an. Alle Angebote hatten eine Laufzeit von 24 Monaten.