Foto: Landkreis Bad Kissingen/Stefanie Täuber
FreD hilft weiter
Nach intensiven Gesprächen ist „FreD“, initiiert von der Kommunalen Jugendarbeit, an den Start gegangen. FreD steht für „Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten“ und ist das neue Drogenpräventionsprogramm für Jugendliche im Landkreis Bad Kissingen. Das erste Gruppenangebot hat bereits stattgefunden, die Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 nutzten trotz sommerlicher Temperaturen die Gelegenheit, teilzunehmen.
„Junge Menschen wollen sich ausprobieren, da geraten sie auch schnell einmal an Drogen. Nicht weg schauen, sondern gezielt handeln und helfen lautet die Devise – auch wenn jemand bereits erste Erfahrungen gemacht hat“, zeigt sich Landrat Thomas Bold überzeugt. „Je früher die Hilfe greift, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, ein größeres Suchtproblem zu vermeiden.“
Die Zahlen steigen
Die Zahlen sprechen ein deutliche Sprache: In Unterfranken griff die Polizei 2019 mehr als 700 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren mit Rauschgift auf. Zehn Jahre zuvor waren es noch 200. Die Polizei geht von einer viel höheren Dunkelziffer aus. „Mit Repression alleine kommen wir nicht weiter“, sagt Christian Pörtner, Leiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen. „Gerade für jugendliche Rauschgiftkonsumenten ist die direkte und persönliche Ansprache im Zuge eines gesamtheitlichen Ansatzes wichtig.“
Im Jahr 2022 wurden im Landkreis Bad Kissingen 37 Fälle von illegalem Umgang mit Rauschgiften durch Jugendliche aktenkundig. In zwei Fällen richtete sich der Tatverdacht sogar gegen Kinder, die das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Bei den Verstößen handelte es sich hauptsächlich um illegalen Besitz von Cannabis oder dessen Zubereitungsformen. Die Zahlen aus dem Landkreis Bad Kissingen: 2019: 40, davon 2 unter 14 Jahre; 2020: 92, davon 7 unter 14 Jahre; 2021: 41, davon zwei unter 14 Jahre. Hier ist zu beachten, dass mehrere Fälle durch ein und dieselbe Person begangen worden sein können.
Konsumenten werden jünger
Rabea Daniel, Sozialpädagogin bei der Kommunalen Jugendarbeit, ist zertifizierte FreD– Trainerin. Mit Vertretern und Vertreterinnen aus den Bereichen Justiz, Polizeidienststellen, Schulen, dem Amt für junge Menschen und Familien sowie anderen Einrichtungen stehen ihr wertvolle Kooperationspartner zur Seite. Die Kommunale Jugendarbeit veranstaltet den FreD-Kurs in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und der Jugendgerichtshilfe des Landratsamtes Bad Kissingen.
„Die Konsumenten werden immer jünger“, bestätigt Rabea Daniel. Das typische Einstiegsalter sei 14, die erste Rauscherfahrung machen die meisten Jugendlichen mit Alkohol und Nikotin, gefolgt von Cannabis. „Jedes Ausprobieren birgt die Gefahr, süchtig zu werden“, so Rainer Müller vom Gesundheitsamt. Experten schätzen, dass ca. zehn Prozent der Cannabiskonsumenten ein gestörtes, also ein süchtiges Konsumverhalten entwickeln. „Es ist klar, dass niemand Cannabis probiert, um süchtig zu werden, das Ausprobieren kann aber schnell zur Sucht werden“, so Müller. Die Vernachlässigung von Schule, Arbeit, Freunden und Hobbys sind die Folgen des regelmäßigen Konsums.
Cannabis gilt gemeinhin inzwischen als legal, daher fällt es vielen Jugendlichen schwer, die Gefahren zu erkennen. „Dabei bleibt nach einer Legalisierung Cannabis für Jugendliche illegal und für Erwachsene wird es nur streng kontrolliert abgegeben. Zudem, wenn eine Droge von Ärzten und Ärztinnen verschrieben wird, kann sie nicht gefährlich sein – so denken viele Jugendliche“, sagt Müller. Im Unterschied zu anderen illegalen Drogen, kritisiert er, stünden bei Cannabis die negativen Folgen des Konsums nicht im Fokus der öffentlichen Diskussion.
FreD
… wurde im Jahr 2000 von der Koordinierungsstelle Münster des Landesverbandes Westfalen-Lippe(LWL) mit Förderung des Bundesgesundheitsministeriums ins Leben gerufen. Es gibt deutschlandweit mittlerweile über 230 Standorte. Das Programm dient der frühzeitigen Beratung junger Menschen zwischen 14 und 21 Jahren, die erstmals mit Drogen wie Cannabis auffällig wurden.
Der Kurs in Bad Kissingen dauert acht Stunden, aufgeteilt auf zunächst zwei Termine. Die Treffen finden in der Kommunalen Jugendarbeit in Bad Kissingen statt. Teilnehmen können bis zu zehn Personen. Betroffene werden unter anderem von der Polizei, Richtern, Jugendamt, Arbeitgeber, Schule oder durch Eltern an das FreDProgramm verwiesen. Neben der Empfehlung durch Dritte spielt jedoch auch die Freiwilligkeit und die Motivation der Klienten eine große Rolle.
Die Inhalte des Kurses sind vertraulich, die Kursleiter und Kursleiterinnen unterliegen der Schweigepflicht. Vor dem Kurs findet ein intensives Gespräch statt, nach erfolgreicher Teilnahme erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat. Der Kurs wird jungen Menschen angeboten, die bei Polizei oder vor Gericht auffällig werden. Die erfolgreiche Teilnahme kann sich unter Umständen auch positiv auf ein mögliches Strafverfahren auswirken.
Quelle: Landratsamt Bad Kissingen