Mit einstimmigem Beschluss hat der Knetzgauer Gemeinderat in der Sitzung am vergangenen Dienstag (28.11.2023) von der umfassenden Sanierung (der in erster Linie technischen und energetischen Ertüchtigung) des Knetzgauer Hallenbades und der beiden Turnhallen Abstand genommen. Das Gremium folgte damit dem Vorschlag der Verwaltung in erster Linie im Hinblick auf die finanzielle Gesamtsituation der Gemeinde. Aber auch formale und technische Schwierigkeiten waren Ausschlag gebend. So wäre es beispielsweise unkalkulierbar, ob die vom Bund für die Förderung maßgebende Energieeffizienzklasse nach BEG70 überhaupt hätte erreicht werden können. Auch der im Förderverfahren eng eingebundene Energieberater hat es auf den Punkt gebracht: „Es wird kein Selbstläufer, mit den vorgesehenen Dämmmaßnahmen den geforderten Status zu erreichen“. Die vom Bund im vorigen Jahr in Aussicht gestellt Förderung aus dem Programm SJK („Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“) in Höhe von 1,9 Mio. € müsste in diesem Falle wieder zurückgegeben werden. Das ist nicht nur unkalkulierbar, diese Tatsache stellt die Finanzierung einer der summenmäßig größten Maßnahmen in der Geschichte der Gemeinde auf ganz wacklige Füße, so der für die Finanzenim Rathaus verantwortliche Mitarbeiter. Begonnen haben die Sanierungsplanungen der ab dem Jahr 1970 errichteten Bauwerke bereits in 2018. Nach ersten Bestandserhebungen im Rahmen einer Gefährdungsanalyse wurden von einem Ingenieurbüro Kosten von 2,13 Mio. € ermittelt. Vorgesehen war in erster Linie der Austausch der Haustechnik (Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranlagen), sowie Ertüchtigungen bei der Elektrotechnik und der Gebäudeautomation. Um in Genuss der Fördergelder des Bundes zu kommen, musste ab dem Jahr 2022 neu geplant bzw. erweitert werden. Um die energetischen Vorgaben zu erfüllen, wurde eine neue Heizzentrale auf Pellets-Basis sowie eine neuartige kombinierte PVT-Solaranlage (gleichzeitig Strom- und Solarwärmeerzeugung) eingeplant. Außerdem sollte eine aufwändig zu konstruierende hinterlüftete Fassade für ausreichende Dämmung der drei großen Gebäudeteile sorgen. Die Kosten stiegen so auf 5,46 Mio. €. Hinzu kamen aktuelle Vorgaben an die Barrierefreiheit. So musste zwischenzeitlich auch ein separater Aufzug eingeplant werden, damit insbesondere der Höhenunterschied zwischen Schule und Einfachturnhalle überwunden werden kann, ohne dass die Nutzer das Gebäude verlassen und um die Gebäudeteile herumlaufen müssten. Ebenfalls zu baulichen Mehrkosten führt die Tatsache, dass nach dem Bundesförderprogramm nur zertifizierte Baustoffe beispielsweise beim Beton und bei den verwendeten Hölzern zum Einsatz kommen dürfen. So belaufen sich die voraussichtlichen Baukosten mittlerweile auf fast 6,8 Mio. € – Tendenz inflationsbedingt steigend. Unsicher ist die Gesamtfinanzierung außerdem, weil sich Kostenbeteiligungen und Zuschüsse Dritter negativ auf die Bundesförderung (die angesprochenen 1,9 Mio. €) auswirken würden. Als Drittmittel gilt die Förderung des Freistaates Bayern, welche dieser für den schulisch genutzten Anteil gewährt. Aber auch Kostenanteile z. B. von Mitgliedskommunen der Allianz lebensregion plus wären nach den Förderrichtlinien des Bundes förderschädlich. Auch diese Anteile würden die in Aussicht gestellte Summe im Verhältnis deutlich schmälern. Derzeit steht weder die Höhe der Förderung des Freistaates Bayern fest, noch haben sich Allianzkommunen auf konkrete Beteiligungsbeträge festgelegt. Hätte der Gemeinderat an der Umsetzung der Maßnahme festgehalten, wäre ein umfängliches Konsolidierungskonzept für die Finanzplanungsjahre bis 2027 erforderlich. Im Rahmen der laufenden Haushaltsplanungen muss sich das Gremium ohnehin mit weiteren Streichungen und Kürzungen sowie zeitlicher Verschiebung einzelner Maßnahmen beschäftigen. „Eine Finanzplanung, die im aktuellen Rohentwurf Darlehensaufnahmen von 33 Mio. € bis 2027 vorsieht, belastet nicht nur eine einzige der nachfolgenden Generationen nachhaltig! Ein derartiges Vorgehen verbietet sich schlichtweg!“, so 1. Bürgermeister Stefan Paulus und verweist damit auch auf die Haushaltsberatungen, die in der nächsten Sitzung in den Beschluss der Haushaltssatzung 2023 münden. Was Paulus auch sauer aufstößt, sind die großen bürokratischen Hürden, die hinter einer solchen Sanierungsmaßnahme stünden. Der Aufwand lässt sich dem Bürger kaum vermitteln. Selbst die Vergaben für Architekten- und Ingenieursleistungen waren europaweit in sogenannten VgV-Verfahren mehrstufig auszuschreiben. Nur diese Schritte zogen sich mit den formaljuristisch einzuhaltenden Fristen bis zu 6 Monate hin – und sie kosten Geld.
Trotz des Verzichts auf die Fördermaßnahme will die Gemeinde Knetzgau ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung trotzdem weiterhin nachkommen. Schließlich ist das Knetzgauer Hallenbad neben dem Königsberger Bad das einzige verbleibende Lehr– und öffentlichen nutzbare Schwimmbecken im Maintal und dem südlichen Landkreis. „Wir werden weiterhin alles dafür tun, dass unsere Kinder im Schulunterricht das Schwimmen lernen können“, so das Statement von Bürgermeister Paulus. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hochmotiviert und bringen rund um die Uhr großes Engagement, um den Badebetrieb aufrecht zu erhalten. Trotz nun verworfener Gesamtsanierung enthält der Haushaltsplan noch Mittel im sechsstelligen Bereich. Insbesondere ist daran gedacht, die Blockheizkraftwerke auszutauschen, die Solaranlage wieder in Betrieb zu setzen und alte Rohrleitungen in Eigenregie auszutauschen.
Quelle: Gemeinde Knetzgau