85,7 % der Unternehmen schätzen ihre wirtschaftliche Lage im 3. Quartal 2023 als gut oder befriedigend ein. Das entspricht einem Minus von 2,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal. Foto: Sascha Schneider

Im Vergleich zum Vorquartal hat sich die konjunkturelle Stimmungslage bei den unterfränkischen Handwerksbetrieben weiter eingetrübt, präsentiert sich jedoch in der Gesamtbetrachtung noch weitgehend stabil. 85,7 % der Unternehmen schätzen ihre wirtschaftliche Lage im 3. Quartal 2023 als gut oder befriedigend ein. Das entspricht einem Minus von 2,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal. Vor allem das Bauhauptgewerbe verliert deutlich an Optimismus.
Die gesamtwirtschaftliche Stimmung in Deutschland ist derzeit nicht gut – das zeigt sich auch im unterfränkischen Handwerk“, analysiert Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken.Hauptursachen für das Handwerk liegen nach der Einschätzung von Ludwig Paul vor allem in der stark gesunkenen Investitionsbereitschaft am Bauaufgrund steigender Kosten und Zinsen, einem insgesamt schwachen Konsumklima und der nach wie vor greifbaren Unsicherheit am Energiepreismarkt. „Die Konflikte der Welt haben nun einmal Auswirkungen auch auf den sonst stabilen Binnenmarkt des unterfränkischen Handwerks“, so der Hauptgeschäftsführer.
Insgesamt geben 85,7 % der unterfränkischen Handwerksbetriebe an, mit der wirtschaftlichen Lage in den Quartalsmonaten Juli, August und September zufrieden gewesen zu sein, was einem spürbaren Minus von 2,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal entspricht. Zudem ist die Anzahl der Betriebe, die ihre Geschäftslage als explizit gut bezeichnen, erstmals wieder unter die 40-Prozent-Marke gesunken.
Dennoch: Eine durchschnittliche Kapazitätsauslastung von 79,7 % und eine Auftragsreichweite von insgesamt 11,6 Wochen bilden die Basis für die in der Gesamtbetrachtung noch stabile Lage des unterfränkischen Handwerks. „Hier greifen die Betriebe noch auf Bestandsaufträge zurück. Aber der Blick auf den Auftragsbestand, den über 23 % der Betriebe als unterdurchschnittlich bewerten, zeigt, dass die Auftragsreichweite künftig weiter abnehmen wird. Ludwig Paul: „Es sind alarmierende Indikatoren, die wir aus dem Konjunkturbericht herausfiltern können. Aber noch sind es Indikatoren und keine reellenFakten.“  
Baubranche in Unsicherheit
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bewerten die Betriebe des Bauhauptgewerbes ihre derzeitige Geschäftslage als signifikant schlechter. 83,1 % geben für das 3. Quartal an, mit der konjunkturellen Lage zufrieden zu sein, was einem Minus von 4,7 Prozentpunkten entspricht. Die Stimmung im Ausbaugewerbe hat sich ebenfalls verschlechtert, um 4,2 Prozentpunkte. „Es ist vor allem der Einbruch am Wohnungsbau, der den Bauunternehmen in Unterfranken Sorge bereitet. Wenn die derzeitigen Aufträge vollendet sind, und keine neuen Aufträge eingehen, führt das unweigerlich zu einer sehr ernsten Krise“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Mit Auswirkungen auf das gesamte unterfränkische Handwerk.
Die Zukunftsaussichten des Baugewerbes sind geprägt durch einen zunehmenden Pessimismus: Fast ein Drittel der Betriebe des Bauhauptgewerbes und 27 % des Ausbaugewerbes gehen von einer Verschlechterung im 4. Quartal aus. In ihrem Koalitionsvertrag signalisiert die neue bayerische Staatsregierung Erleichterungen im Baurecht. „Der Wegfall von Vorschriften und eine zügigere Bearbeitung von Anträgen kann dazu führen, dass Bauen wieder günstiger wird und das Vertrauen von gewerblichen Anbietern und privaten Bauherren ein Stück weit zurück-kehrt“, so die Einschätzung von Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstags.
Erwartungen
Für das 4. Quartal 2023 erwarten 68,5 % der befragten unterfränkischen Handwerksunternehmen, dass ihre Geschäftslage gleichbleiben wird, bereits über ein Viertel geht von einer Verschlechterung aus.
Insgesamt wirken sich die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die in Deutschland derzeit zu spüren sind, auch auf das unterfränkische Handwerk aus. Und hier appelliert Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul sehr deutlich: „Das politische Handeln muss sich wieder mehr auf die Wirtschaft konzentrieren, auf die kleinen und mittleren Betriebe, die sowohl als Betriebe als auch mit ihren Leistungen das Rückgrat unserer gesamten Gesellschaft bilden.“

Quelle: Handwerkskammer für Unterfranken

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