Der Landkreis sagt Danke!
Landrat Thomas Bold und Innenstaatssekretär Sandro Kirchner ehrten die Männer und Frauen der FFW Bad Kissingen für ihre Hilfe während der Flutkatastrophe im Ahrtal
Es war die schwerste Naturkatastrophe, die das Ahrtal in Rheinland-Pfalz am 14. und 15. Juli 2021 heimsuchte. 134 Menschen wurden aus dem Leben gerissen, innerhalb kürzester Zeit verloren mindestens 17.000 Menschen durch die Regenmassen ihr Hab und Gut. Flüsse traten über die Ufer und überschwemmten Städte und Dörfer. Neben über 3.000 Gebäuden wurden 73 Kilometer Straßen und Brücken beschädigt oder komplett zerstört – bis heute ist ein Teil noch nicht wieder aufgebaut. Nach der Flut rollte eine Welle der Hilfsbereitschaft durch die Bundesrepublik: Zu den Menschen, die sich für die Flutopfer einsetzten, zählen auch 20 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Bad Kissingen. Sie waren – aufgeteilt in drei Gruppen – vom 28. Juli bis 15. August 2021 für die Flutopfer im Katastrophengebiet um Bad Neuenahr, Ahrweiler, vor Ort. Diesen Einsatz zu ehren stand jetzt im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Landkreises.
Alle Helfer und Helferinnen erhielten bei einer Dankesfeier in der Feuerwache in Bad Kissingen als Zeichen der besonderen Wertschätzung und Anerkennung eine Urkunde sowie die Fluthilfemedaille des Landes Rheinland-Pfalz überreicht. „Bei einer Naturkatastrophe solchen Ausmaßes, merkt man erst, wie ohnmächtig man ist. Als Einzelner kann man nicht viel ausrichten, aber wir haben die Möglichkeit Kräfte zusammenzuziehen“, sagte Landrat Thomas Bold bei der Begrüßung. Durch die sehr gut organisierte und reibungslose Zusammenarbeit verschiedener Institutionen wie Feuerwehr, Rotes Kreuz, THW, Bundeswehr und Bundespolizei mit anderen Einsatzkräften könne man bei solchen Großereignissen bestmögliche Hilfe leisten. „Das Ganze funktioniert nur, wenn Menschen wie Sie sich engagieren und dafür danke ich Ihnen allen sehr herzlich“, lobte Bold.
„Hier ist außerordentlich Wertvolles geleistet worden“, fasste Innenstaatssekretär Sandro Kirchner die Hilfeleistung zusammen. „Für uns als Freistaat Bayern ist es wichtig, gut auszubilden, damit wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sind.“ Alle Beteiligten seien mit Zerstörung und Leid vor Ort konfrontiert gewesen – „damit muss man auch umgehen können.“ Es sei bedauerlich, dass im Bundeshaushalt nur wenig finanzielle Mittel zur Ausbildung zur Verfügung gestellt würden und die Katastrophe im öffentlichen Leben kaum noch sichtbar sei, kritisierte er die aktuelle Situation. Rückblick: Am Mittwoch, 28. Juli 2021, 15.19 Uhr, hatte Stadtbrandinspektor Harald Albert den Einsatzbefehl über die Regierung von Unterfranken bekommen. Sie hatte das Löschgruppenfahrzeug (LFKATS) der Katastrophenschutzeinheit des Landkreises Bad Kissingen zur Unterstützung der Ölwehreinheit Bayern angefordert. Das Fahrzeug sollte bereits einen Tag später um 14 Uhr an einem Sammelplatz bei Frankfurt sein.
Weil das Gepäck der Helfer nicht im Löschgruppenfahrzeug untergebracht werden konnte, entschied der Stadtbrandinspektor noch das Mannschaftstransportfahrzeug mitzuschicken, später wurde sogar noch ein Transportanhänger mitgenommen. „Am Anfang sollte die Mannschaft nur den Brandschutz beim Abpumpen vom Öl aus den Tanks sicherstellen. Doch das änderte sich schnell“, erklärt Albert. „Zusammen mit den Kameraden der Berufsfeuerwehr Würzburg und Mannschaften der Freiwilligen Feuerwehren aus dem Landkreis Würzburg war Bad Kissingen dabei, in den Kellern nach Öltanks zu suchen, Öffnungen in den Tanks zum Abpumpen der Flüssigkeiten zu schaffen und auch mit abzupumpen.“
Nebenbei versorgte das Fahrzeug (LFKATS) die Bevölkerung mit Wasser, so Albert. Das Mannschaftstransportfahrzeug sei der Einsatzleitung Unterfranken unterstellt und den ganzen Tag unterwegs gewesen um Besorgungen und Transporte durchzuführen. „Wir waren teilweise von früh um sechs bis abends um 22 Uhr im Einsatz“, berichtet Daniel Weingärtner. Das Löschgruppenfahrzeug legte im Einsatzgebiet 2090 Kilometer und das Mannschaftstransportfahrzeug 2620 Kilometer zurück. „Anfangs schliefen wir in Zelten für acht Personen“, erzählt Anja Weingärtner. Später wurden zwei Festzelte mit Stockbetten ausgestattet, hier konnten jeweils 300 Personen übernachten. Anja Weingärtner war beim Einsatz 23 Jahre, der jüngste Floriansjünger, Eric Brand, gerade mal 18 Jahre alt. Stadtbrandinspektor Harald Albert bereitete von Bad Kissingen aus alles vor und kümmerte sich um die Ablöseeinheiten und Wünsche der Mannschaft vor Ort. Bei einer Tagesfahrt in das Schadensgebiet lieferte er der Mannschaft benötigtes Werkzeug und weiteres Material.
Kreisbrandrat Benno Metz, Stadtbrandinspektor Harald Albert und Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel zeigten sich stolz auf die Leistung der Floriansjünger. Metz hob die positive Außenwirkung für die Feuerwehr, die Stadt und den Landkreis hervor, die Einsatzkräfte seien sehr gute Botschafter. „Dieses Ereignis wird die Feuerwehrleute ihr Leben lang begleiten“, ist sich Albert sicher. Vogel schloss nicht aus, dass starke Unwetter auch in Bad Kissingen Spuren hinterlassen könnten, „aber wir sind perfekt darauf vorbereitet.“
-
Unter der Leitung von Zugführer Andreas Kröber war die erste Mannschaft bis zum 6. August 2021 im Einsatz.
-
Am 3. August 2021 kam ein neuer Einsatzbefehl, Gruppenführer Daniel Weingärtner übernahm die Führung.
-
Diese Mannschaft wurde am 11. August 2021 ausgewechselt und Zugführer Marco Albert übernahm bis zum 15. August 2021 die Führung.
-
Über 5000 Einsatzkräfte aus Bayern, 2200 davon aus dem Bereich Feuerwehr setzten sich ein.
-
Vom Kontingent Ölwehr- Bayern wurden 2,5 Millionen Liter Heizöl- Wassergemisch abgepumpt.
Die Einsatzkräfte (in alphabetischer Reihenfolge):
Harald Albert, Marco Albert, Eric Brand, Tobias Dittrich, Christian Dösch, Timo Dösch, Geertje Drews, Christian Harnus, Stefan Hauer, Denny Heinsmann, Gerhard Hering, Andreas Kröber, Nicolas Löffler, Karl Heinz Mehringer, Georg Schmitt, Sebastian Seuffert, Anja Weingärtner, Daniel Weingärtner, Ralf Weingärtner, Dominik Zehe.
Foto: Die Floriansjünger mit Kreisbrandrat Benno Metz (Zweiter von links), Stadtbrandinspektor Harald Albert (links), Oberbürgermeister Dirk Vogel(Dritter von links), Landrat Thomas Bold (Zweiter von rechts) und Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (rechts). Foto: Anja Vorndran/Landkreis Bad Kissingen