Ehrenamtliche des Bergwaldprojekts sind seit Anfang Juni im Einsatz. / Fotos: Anna-Lena Bieneck
Rhön, 12.06.2023 – Das Rote Moor im hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön ist nicht nur einzigartiger Lebensraum für hochspezialisierte und vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten, sondern ein wichtiger CO2-Speicher. Doch insbesondere nach den trockenen Sommern der vergangenen Jahre ist das Rote Moor – wie zahlreiche weitere Moore bundesweit – stark gefährdet. Zur Umsetzung des Klimaplans Hessen 2030wird daher im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium (RP) Kassel in diesem Sommer mit umfangreichen Maßnahmen zur Renaturierung und Wiedervernässung des Roten Moors begonnen. Erste Arbeiten sind bereits im Gange – während der ersten drei Juliwochen wird der Bohlenpfad dann zeitweise für Besucher*innen gesperrt.
„Der Erhalt unserer Moore ist nicht nur im Sinne des Artenschutzes eine zentrale Aufgabe. Intakte Moorböden sind unerlässlich für den Klimaschutz – nicht nur bei uns in Hessen, sondern weltweit“, erklärt Regierungspräsident Mark Weinmeister. Um das voranschreitende Freisetzen von CO2 und Methan zu verhindern, bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Revitalisierung des Roten Moors ist eines von zahlreichen Projekten, die das RP Kassel mit Mitteln aus dem Klimaplan Hessen 2030 umsetzt.
Die Folgen des Klimawandels haben im Roten Moor deutliche Spuren hinterlassen, zahlreicheStellen sind trockengefallen. Hinzu kommen die in weiten Teilen irreparablen Schäden, die die Anlage von Entwässerungsgräben und der jahrzehntelange Abbau von Torf bis Anfang der 80er-Jahre mit sich gebracht hatten. Schon damals war klar, dass diese Schäden am Moorkörper nicht rückgängig gemacht werden können. Um aber die Relikte als Lebensraum für viele geschützte Arten erhalten und entwickeln zu können und um den gebundenen Kohlenstoff im Hochmoorkörper zu halten, fand bereits 1981 bis 1985 im Roten Moor eines der ersten Renaturierungs– und Wiedervernässungsprojekte für Hochmoore in Deutschland statt. Mit großem Aufwand wurden die Entwässerungsgräben mit Holzspundwänden wieder verschlossen und sogenannte Mönche zur Wasserregulierung eingebaut. Diese hölzernen Bauwerke sind heute, rund 40 Jahre später, weitgehend verrottet und nicht mehr funktionstüchtig. Der Hochmoorkörper kann deshalb die restlichen Niederschläge nicht mehr optimal speichern, und in dem abgetorften Bereich, der Leegmoor genannt wird, haben sich Wasserrinnen entwickelt. Das haben verschiedene Untersuchungen ergeben.
Die Maßnahmen
Auf dem Hochmoorkörper müssen deshalb die Mönche vollständig rückgebaut und die Abläufe verschlossen werden. Die maroden Holzspundwände werden dabei saniert. Hierzu wurden bereits im Mai Lieferwege geschaffen und Material angeliefert. Seit Anfang Juni sindnun mit dem Bergwaldprojekt e. V. insgesamt über 140 überwiegend ehrenamtlicheTeilnehmende acht Wochen lang im Einsatz, die sich in den sensiblen Bereichen des Hochmoors auf Bohlenwegen bewegen und die Arbeiten per Hand umsetzen. Bereits seit 2009 unterstützt das Bergwaldprojekt, das seit über 30 Jahren deutschlandweit Freiwilligeneinsätze im Wald, im Moor und in Kulturlandschaften durchführt, die Hessische Verwaltung des Biosphärenreservats Rhön bei Pflege- und Schutzmaßnahmen. Ziel dieser Einsätze ist auch, die Teilnehmenden über die Projektwochen hinaus für einen schonenden Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen zu sensibilisieren.
Parallel zum Bergwaldprojekt im Hochmoor geht es Anfang Juli auch im Leegmoor los, das vom Aussichtsturm gut einsehbar ist: Hier wird mit Stahlspundwänden gearbeitet, die bis zur Tonschicht mittels Bagger eingedrückt werden und künftig einen zu starken Abfluss des Wassers verhindern sollen. Maschinen und Material werden von dem westlich gelegenen Forstweg, der sogenannten Alten Reichsstraße, über eine schmale Gasse ins Moor gebracht.
Da die Zuwegung den Bohlenpfad kreuzt, wird dieser voraussichtlich ab dem 30. Juni für etwa drei Wochen, spätestens bis zum 21. Juli, gesperrt.
Hilfe für Sonnentau, Libellen und Bodenbrüter
Ziel ist, den Wasser-Abfluss zu verringern, so dass der noch vorhandene Torfkörper wieder stärker vernässt und sich im abgetorften Leegmoor wieder die moortypischen Pflanzengesellschaften entwickeln können. Durch das Anheben des Wasserspiegels soll das Rote Moor sowohl als CO2-Speicher als auch als Lebensraum für seltene, an den Lebensraum Moor angepasste Arten wie die Kleine Moorjungfer, den Hochmoor-Perlmuttfalter und den Sonnentau erhalten werden. Im direkten Umfeld des Hochmoorkörpers befinden sich weitere wasserabhängige Lebensräume – Birken–Moorwald, Feuchtwiesen und Borstgrasrasen –, die ebenfalls von den Maßnahmen profitieren sollen. Hier sind sehr seltene klimasensible Arten wie die Arktische Smaragd-Libelle, der Skabiosen-Scheckenfalter und die bodenbrütende Bekassine zuhause.
Zur Planung sind umfangreiche hydrologische, vegetationskundliche und zoologische Untersuchungen durchgeführt worden. Bei allen Maßnahmen ist eine ökologische Baubegleitung integriert, um zu gewährleisten, dass die vorhandenen wertvollen Biotopstrukturen des Moores möglichst geringen Schaden nehmen.
Beteiligt sind das Forstamt Hofbieber (HessenForst) als Umsetzungspartner des RP Kassel, das Ingenieurbüro Meier & Weise, Bergwaldprojekt e. V. sowie die Hessische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön für die fachliche und organisatorische Betreuung vor Ort.
Quelle: UNESCO-Biosphärenreservat Rhön