Neue Ruhebank im Flur bei Obertheres Gestiftet vom Club der 12 Geheimen zum 100jährigen Bestehen.
Der Junggesellenverein, der Club der 12 Geheimen, kann in diesem Jahr 2023 sein 100jähriges Vereinsbestehen feiern. Bereits beim 50jährigen Vereinsjubiläum wurde über den Club über die Deutsche Presseagentur und somit in allen (nicht nur lokalen) Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen berichtet. Der dabei als Deutschlands ältester Junggesellenverein bezeichnete Club erhielt daraufhin keinerlei Kenntnis von einem anderen (bisher unbekannten) Junggesellenverein, welcher älter ist, und es wurde somit aus unserer Sicht dadurch indirekt bestätigt. Es gibt zwar ältere Burschenschaften etc., welche aber nicht mit dem Club der 12 Geheimen vergleichbar wären. Denn es sind bei uns z. B.: nur Junggesellen im Club, welche durch Heirat ausscheiden müssen.
Die Gründung des Vereins erfolgte am 01.April 1923 und wurde im Dritten Reich aufgrund seines Vereinsnamens und damit für die Nazi nicht „einordenbare Gesinnung/Vereinszweck“ verboten. Die Vereinsstatuten wurden auch in diesen Jahren und bis heute unter den Clublern streng geheim gehalten. Bis heute ist kein Fall bekannt, in dem ein aktiver oder ehemaliger Clubler Geheimnisse des Clubs verraten hätte. Nicht nur zum Ärgernis der Freundinnen und Ehefrauen.
In den Kriegsjahren im Dritten Reich und des Vereinsverbotes nannte sich der Club dann „Vereinigte Musikfreunde“. Natürlich waren die Kriegsjahre auch für das Vereinsleben des Clubs sehr schwierig und nur eingeschränkt möglich. Es waren ja nur junge männliche Mitglieder, welche kriegstauglich waren und in den Krieg ziehen mussten. Davon erholte sich der Club auch erst nach einigen Jahren des Kriegsendes und das gewohnte Vereinsleben war dann erst wieder in den 50er Jahren so richtig möglich. Hatte man doch auch Clubkameraden im Krieg verloren.
Für das kommende Jubiläumsjahr 2023 sind mehrere öffentliche Veranstaltungen geplant. Auftakt wird die Teilnahme am örtlichen Faschingszug mit einem Wagen am Faschingssamstag sein.
Als nächsten Termin im Jubiläumsjahr wird es einen Tag der Wimpelweihe geben, welcher bereits mehrfach wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste. An diesem Tag, dem 01. April 2023 – den 100jährigen Gründungstag – erfolgt durch den örtlichen Pfarrer die Weihe des neuen Vereinswimpels, mit den aktiven und ehemaligen Vereinsmitgliedern, welche durch eine interne Spendenaktion fast die gesamten Unkosten der Anschaffung getragen haben.
Am Vorabend des 1.Mai 2023 stellt der Club den örtlichen Maibaum in der Ortsmitte auf. Dann wird es ein Festwochenende, vom Freitag den 16.Juni bis Sonntag den 18. Juni, geben. Am ersten Tag findet das bei Jubiläumsfesten schon zur Tradition gewordene Ehemaligentreffen mit den aktiven Clublern statt. Am Samstag und Sonntag bewirten diese dann die Festbesucher am Festgelände Schafhof in Obertheres und feiern mit diesen ihr 100jähriges Bestehen. Für Samstag Nachmittag um 16 Uhr ist ein Festzug der örtlichen und Gast- Vereine geplant, wozu der Club auch gerne noch andere Junggesellenclubs einlädt, von denen sie keine Kenntnis haben. Denn seit den letzten Jahren sind viele ehemalige Vereine, wie der Krawattenclub Stammheim oder der Junggesellenverein Wülfershausen, leider aufgelöst worden. Umso mehr würden sich die Clubler über neue gleichartige Vereinsbekanntschaften freuen. Bei Interesse und Festzugsteilnahme bitte an cd12g@gmx.de wenden.
Am Ende des Jubiliäumsjahres bietet der Club dann wieder die mittlerweile auch schon zur Tradition gewordene Nikolausaktion am Nikolaustag bzw. am Vorabend an und besucht die Kleinsten des Ortes als Nikolaus und Knecht Ruprecht.
Besonderheiten des wohl einzigartigen Junggesellenclubs sind die geheimen Versammlungen, teilweise Unternehmungen etc.. In den ersten Vereinsjahren wurde ein gläserner Maßkrug mit gravierten Zinndeckel angeschafft, aus der die Clubler auch bis heute trinken und der den Namen „die Lisl“ trägt. Sie ist das einzig Weibliche bei den Versammlungen der Junggesellen. Eine weitere Einzigartigkeit ist das Verabschiedungszeremoniell am Hochzeitstag eines Clublers, denn es gilt die Devise: Wer heiratet fliegt raus!“ Die elf im Club verbleibenden Junggesellen verabschieden ihren ehemaligen Kameraden an seinem Hochzeitsabend. Sie kommen u. a. mit einem gebundenen Kranz, an dem elf Lampions hängen und der von den drei jüngsten Clublern getragen wird, ein zwölftes Lampion wird mitgetragen und der persönliche Clubkrug mit Wermut gefüllt. Zum Zeichen des Ausscheidens aus dem Club wird die Kerze des mitgetragenen zwölften Lampions während der Verabschiedung ausgeblasen, womit symbolisch seine Mitgliedschaft erlischt. Der Wermut im persönlichen Clubkrug ist ein Zeichen des bitteren Abschieds. Fünf Lieder und die Clubhymne werden von den Clublern zum Abschied gesungen, wobei das Brautpaar dann unter dem Kranz mit den Lampions beim Lied „Unter Erlen“ steht. Anschließend sind die jetzt ehemaligen Clubkameraden zur Hochzeitsfeier eingeladen. In einer der nächsten Zusammenkünfte des Clubs wird aus den interessierten jugendlichen Bewerbern des Ortes ein Nachfolger gewählt und im Verein aufgenommen.
Auch in der Ortsgemeinschaft bringt sich der Club mit ein. Er stellt alljährlich am Vorabend des 1. Mai den örtlichen Maibaum auf und bewirtet im Anschluss die Bevölkerung mit den ersten gegrillten Bratwürsten, Steaks, Bauchfleisch des Jahres und mit Fassbier oder Frankenwein. Seit ein paar Jahren richten sie die örtliche Kirchweih innerhalb einer Vereinsgemeinschaft mit aus. Sie stellen Ruhebänke im und um den Ort auf und säubern dessen Umfeld oder auch mal Teile des Flurs.
Das Singen von alten Volksliedern ist bis heute ein weiterer Bestandteil des Clubs, wobei sich in den letzten Jahren immer schwieriger ein Musikant unter den Reihen der Bewerber befindet, welcher auch noch die alten Volkslieder kennt und somit instrumental begleiten kann. In den vergangenen Jahren haben ehemalige Clubler und Musiker den aktiven Club beim Erhalt des alten Liedgutes unterstützt. In den Anfangsjahren des Vereins wurde auch das Vortragen von alten fränkischen Gedichten gepflegt, welches aber schon beim 50jährigen Bestehen nicht mehr sehr ausgeprägt war.
Jede Club-Generation hat seine eigenen Lieblingslieder wie z.B.: Beim Holderstrauch, Das Kanapee, Das Lieben bringt groß Freud, oder Wir sind jung, Schön ist die Jugend, Sabinchen war ein Frauenzimmer, oder Nehmt Abschied Brüder, Ade zur guten Nacht und Schwarzbraun ist die Haselnuss.
Der Club der 12 Geheimen ist kein Gesangsverein und nicht jeder Clubler ist ein gesegneter Sänger. Aber die Gemeinschaft trägt stimmlich alle mit, so dass es gelungene Liedvorträge werden. Und wenn mal ein Ton daneben geht ist das auch nicht schlimm, denn im Vordergrund steht die Geselligkeit. Und für die Geselligkeit und Kameradschaft finden immer wieder Tages- oder Wochenendausflüge, Besuch von Festen und Teilnahme an Festzügen, sowie interne Feiern wie z.B.: Kappenabend, Sylvesterfeier (nicht alljährlich) der aktiven Clubler statt. Für die junggebliebenen Freunde und Gönner wurden früher u. a. Faschingstänze mit Clubeinlage, Kappen- und Federweißenabende, Gartenfeste, und in der jüngeren Vergangenheit der „Nikolausfezz“ veranstaltet. Und neben der Nikolausaktion sollen auch die etwas älteren Kinder nicht zu kurz kommen. Für diese bietet der Club im Rahmen des örtlichen Ferienprogramms einen Erlebnistag an, wie z. B.: Wir bauen uns ein Kinderdorf, Schnitzeljagd, Führung an der Mainschleuse in Ottendorf mit Wasserkraftwerk, Spiele wie früher.
So ist der Club der 12 Geheimen auch ein wichtiger Bestandteil der Ortsgemeinschaft in seiner Geschichte geworden. Er hat in der Vergangenheit immer wieder zur Verschönerung des Ortsbildes beigetragen, Ruhebänke für jung und alt im und um den Ort aufgestellt, Flurreinigungen durchgeführt, und neben dem Verein auch den geschichtsträchtigen Heimatort durch seine Auftritte auch außerhalb der Ortsgrenzen (u. a. auch auf Schützenfeste im Rheinland) bekannt gemacht. Aus seinen Reihen ging auch schon ein Bürgermeister des Ortes hervor und (ehem.) Clubler waren bzw. sind im Gemeinderat vertreten.
Und trotz einhundertjähriger Vereinsgeschichte ist der Club jung geblieben, denn die aktiven Clubler sind immer ältere Jugendliche und junge Erwachsene. So geht der Verein auch mit der Zeit, aber behält immer seine Gründungsgeschichte und -aufgabe aufrecht. Er verbindet die Ortsjugend auch, durch dem das die Mitglieder aus verschiedenen Cliquen und Altersgruppen kommen. Da kann es auch schon einmal vorkommen, dass es zwischen den Mitgliedern ein Altersunterschied von 20 Jahren und darüberhinaus gibt. Denn solange er nicht aus scheidet bleibt er den Junggesellenclub erhalten. Und gehört man dann einmal zu den Ehemaligen, dann ist es selbstverständlich, wenn der Club ruft, wieder dazu sein und die erforderliche Unterstützung zu geben. Der Club der 12 Geheimen verbindet somit auch Generationen. Und wenn man bedenkt, wie es zur Gründung des Junggesellenclubs kam und wie er „überlebt“ und sich entwickelt hat, können alle Clubler darauf Stolz sein. Die Gründungsmitglieder sind es gewesen und sahen mit Freude, was aus ihrem Club geworden ist.
In den 20er Jahren des 19.Jahrhunderts war der Ort in das Ober- und Unterdorf gespalten. Die ältere Generation war untereinander so sehr verstritten, dass sie ihren Kindern verboten hat, mit dem jeweiligen anderen Dorfteil zu spielen und zusammen zu kommen. Ein Teil der jungen Erwachsenen sah dies dann nicht mehr ein, denn man kannte sich ja auch von der Schule, verstand sich, aber nicht die Eltern bzw. die Väter die den Kontakt verboten. So mussten sich diese verborgen und geheim treffen. Am 01.04.2023 gründeten zwölf von Ihnen dann den Club der 12 Geheimen, gaben sich die Vereinsstatuten und -namen, und trafen sich trotz des Elternhausverbotes. Die Jahreshauptversammlung fand damals noch nicht am Karfreitag statt. Erst seit ein damaliger Ortspriester in den 70er Jahren die Weihe des Vereinswimpels verweigerte wurde der Karfreitag zum alljährlichen festen Termin der Jahreshauptversammlung beschlossen und blieb bis heute erhalten. Das ist seitdem auch der einzig in der Öffentlichkeit bekannte Versammlungstermin des Clubs.
Bis in den 80er Jahren war das „Gasthaus zum Mattenheimer“ das Vereinslokal und die Clubler wurden von der liebevollen Frau Maar, von allen „Erna“ genannt, (und später mit Unterstützung ihres Sohnes), bewirtet. Unvergessliche Stunden und Erlebnisse im Vereinsheim sind bis heute bei den Ehemaligentreffen Gesprächsstoff.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass es sich hierbei um das Lokal handelt, dessen Eigentümer und Gastwirten die Großeltern vom bekannten Kinder- und Jugendbuchschriftsteller Herrn Paul Maar (u. a. Das Sams, Lippels Traum, Die Türme), die Fam. Mattenheimer, gewesen ist. (Paul Maar verbrachte in den Kriegsjahren mit seiner Mutter aufgrund der starken Bombardierungen des Wohnortes und Stadt Schweinfurt einige Jahre bei seinen Großeltern in Obertheres. Bis heute hat er hier noch Kinder- und Jugendfreunde.)
Aufgrund dieser Vereinsgeschichte und Entwicklung braucht der Club der 12 Geheimen keine Angst vor der Zukunft zu haben, denn er hat eine reichhaltige einhundertjährige Geschichte und ein gutes Fundament für eine weitere positive Vereinsgeschichte und -leben. Also allen Grund zum Feiern!
Quelle: Der Club der 12 Geheimen