Nachholbedarf im öffentlichen Personenverkehr
Mainfranken – Über eine halbe Million Pendlerbewegungen finden täglich innerhalb Mainfrankens sowie von und zu den benachbarten Regionen statt. Über zwei Drittel der Fahrten werden mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) unternommen. Mit der Einführung des 49-Euro-Tickets möchte die Bundesregierung den Bürgerinnen und Bürgern den Umstieg auf den Öffentlichen Personenverkehr erleichtern. Mehr noch als der Preis sei für die Attraktivität von Mobilitätsangeboten aber deren Qualität von Bedeutung, insbesondere bezüglich Flexibilität und Dauer der Fahrten, wie Dr. Sascha Genders, Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt, hervorhebt.
Im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sind neben der reinen Fahrzeit vor allem die Verfügbarkeit von Verbindungen – konkret Abfahrtszeiten, Taktung und schnelle Umstiege – relevant. „Für unsere Mitgliedsunternehmen ist die Erreichbarkeit für Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter entscheidend. Innerhalb und nahe der mainfränkischen Zentren funktioniert der ÖPNV vergleichsweise gut. Je weiter man allerdings in die Landkreise hinausfährt, desto dünner wird das Angebot. Insbesondere Verbindungen, die Kreisgrenzen überschreiten, bieten deutliches Optimierungspotenzial und auch die Anbindung der Ortschaften gestaltet sich schwierig. Deshalb benötigen wir dringend eine bessere Abstimmung der Fahrpläne und die Ausweitung des Verkehrsverbunds Mainfranken“, sagt Genders. Positiv zu bewerten sei vor diesem Hintergrund der gemeinsame Nahverkehrsplan von Stadt und Landkreis Schweinfurt, genauso wie das Gemeinschaftsprojekt „Callheinz“, ein On-Demand-Mobilitätsangebot der Landkreise Kitzingen und Schweinfurt zur Anbindung abseits liegender Ortschaften an die Hauptlinien des ÖPNV.
Ein guter Nahverkehr kann allerdings nur dort realisiert werden, wo auch die Infrastruktur gut ausgebaut ist. Innerhalb der Stadt Würzburg gilt es deshalb die Straßenbahnlinie 6 schnellstmöglich zu realisieren. Auch im Bereich des SPNV gibt es Optimierungspotenzial. „Insbesondere die überlastete Schienenachse Frankfurt am Main – Aschaffenburg – Würzburg – Nürnberg muss dringend ausgebaut werden. Gleiches gilt für die infrastrukturell unzureichende Frankenbahn von Stuttgart über Heilbronn nach Würzburg oder die Strecke Schweinfurt – Bad Neustadt – Erfurt mit ihren Nebenstrecken“, erklärt Genders weiter. Ausgebaut werden müsse auch die Datenkommunikationsinfrastruktur, denn die individuelle Mobilität unter Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs wird heute digital organisiert.
SPNV und ÖPNV stellen neben dem MIV, dem Radverkehr, Formen der Mikromobilität, wie etwa E-Rollern und fußläufigen Strecken, eine Komponente im modernen Mobilitätsmix dar. Damit all diese Verkehrsträger zusammen möglichst reibungslos funktionieren, fordert die regionale Wirtschaft die Erstellung integrierter Mobilitätskonzepte, die neben den kommunalen Mobilitätsbedürfnissen auch Verflechtungen ins jeweilige Umland umfassen.
Quelle: IHK Würzburg-Schweinfurt