Waschbären sehen niedlich aus, sind klug und gute Kletterer – das niedliche Tier kann aber auch großen Schaden anrichten
Ohne Zweifel sieht er zum Verlieben aus! Diese Augen! Der treuherzige Blick und das putzige Näschen! Bei den meisten Menschen lösen Waschbären positive Gefühle aus. Wer eine Waschbärenmama beobachtet wie sie ihre Jungen – eines hinter dem anderen marschierend – vorsichtig über die Straße geleitet, der zieht garantiert Parallelen zu menschlichem Verhalten.
Weil sie so niedlich daherkommen, beglückt der eine oder andere Zeitgenosse die possierlichen Tierchen mit Futter. So nimmt ein Kreislauf seinen Gang: Waschbären vermehren sich umso stärker, je mehr Futter sie finden. Je mehr Waschbären es gibt, desto mehr Wohnraum brauchen sie, desto mehr besiedeln sie leer stehende Scheunen, Gartenhäuschen, Dachböden oder dergleichen. Der Waschbär ist nicht zimperlich, was seine Bleibe oder die Nahrungsmittelversorgung anbelangt.
Da, wo er sich niederlässt, kann er großen Schaden verursachen. Spätestens wenn die Tiere als Plage empfunden werden kommt die bittere Realität: Die falsch verstandene Tierliebe führt nicht selten zum Tod durch den Jäger. Die Untere Jagdbehörde informiert die zuständigen Jäger, diese erlegen die Waschbären und unterstützen auch bei Vergrämungsmaßnahmen. Per Gesetz dürfen Privatpersonen den Waschbär nicht in Lebend- oder Totfangfallen fangen, das ist ganz klar Wilderei und Tierquälerei.
„Die wenigsten Menschen machen sich Gedanken darüber, was Waschbären anrichten können“, sagt Hans-Peter Donislreiter, Amt für Sicherheit und Ordnung, und zuständig für das Jagdwesen. „Ein Schaden durch Waschbären kann schnell in die Tausende gehen“, weiß er aus Erfahrung.
Auf dem Zeltplatz am Farnsberg sind über den Winter in den fünf Hütten Waschbären eingezogen, sie haben die Dämmung aus den Zwischenwänden herausgebissen und -gerissen und nutzen sie zum Wärmen in der darüber liegenden Dachjause, in der sie es sich bequem gemacht haben. In Bad Kissingen besiedelten die Tiere ein weitläufiges Gartengelände, im Raum Bad Brückenau und Hammelburg klagen Bürger und Bürgerinnen über umgeworfene Mülltonnen aus denen die klugen Waschbären ihr Futter fischen.
„Sie sind geschickte Kletterer und erfindungsreich“, erklärt Donislreiter und stellt fest „viele Menschen gehen zu sorglos mit Essensabfällen um.“ Es komme auch vor, dass die Waschbären angefüttert werden, weil sie eben so niedlich sind. Dann werden sie allerdings erst recht aufdringlich. Procyon lotor, so lautet der wissenschaftliche Name, ist Allesfresser. Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst – er verschmäht nichts. Das Tierfutter für Hund und Katze draußen drapiert? Die beste Einladung zum Festessen! Grillreste von der letzten Party? Eine wunderbare Abwechslung im Speiseplan! Bei guter Ernährung vermehren Waschbären sich schneller, daher ist es nicht verwunderlich, dass Donislreiter einen Anstieg an Beschwerden von Einwohnern und Einwohnerinnen im Landkreis feststellt und parallel dazu die Zahlen der erlegten Tiere steigen.
Erlegte Waschbären im Altlandkreis Bad Kissingen
1993/1994: 1
2003/2004: 4
2013/2014: 28
2023/2024: bis jetzt 396

Erlegte Waschbären im Altlandkreis Bad Brückenau
1993/1994: 23
2003/2004: 42
2013/2014: 100
2023/2024: bis jetzt 309

Erlegte Waschbären im Altlandkreis Hammelburg
1993/1994: 3
2003/2004: 15
2013/2014: 84
2023/2024: bis jetzt 250

Was hilft? Disziplin! Essensreste akribisch aufräumen, Mülltonnen beschweren oder über ein Schloss sichern. Damit die Tiere sich nicht in Scheunen, Dachböden oder dergleichen niederlassen hilft es, den Zugang unmöglich zu machen. Also: Bäume oder Schornsteine entsprechend sichern, überhängende Äste abschneiden und Schutzvorrichtungen gegen das Klettern anbringen.
Als Haustiere eignen sich die Tiere nicht, sie lassen sich nicht zähmen, in Gefangenschaft werden sie extrem aggressiv, vor allem, wenn sie Junge haben. Sie kratzen und beißen grundsätzlich, wenn man ihnen zu nahe kommt – dieser Kontakt ist nicht ohne, sie können für den Menschen gefährliche Krankheiten übertragen. Auch der Kot der Tiere kann gefährliche Erreger enthalten. Waschbären sind sogenannten Neozoen, das sind Tiere, die von Menschen aus anderen Ländern oder Kontinenten eingeführt wurden – häufig um Pelz zu gewinnen. Die heutige Population stammt aus zum Teil ausgesetzten und aus Pelztierfarmen ausgebüxten Tieren.

Quelle: Landratsamt Bad Kissingen

Werbung