In der Rhön kann man noch einen sternenreichen Himmel erleben. Ziel im länder- übergreifenden Sternenpark Rhön ist der Schutz dieser natürlichen Nachtlandschaften und die Aufklärung über die schädlichen Auswirkungen von Lichtimmissionen auf Natur und Mensch. / Foto: Rhön GmbH
Rhön, 14.11.2022 – Die International Dark Sky Association (IDA) hat den Sternenpark Rhön als weltweiten Sternenpark des Jahres ausgezeichnet. In der Be- gründung werden die gute und kontinuierlich aufbauende Arbeit vor Ort sowie die umfangreichen Infomaterialen wie die Planungshilfen für Kommunen, Bau- herren und Planende rund um das Thema Lichtimmissionen und umweltverträgli- che Beleuchtung hervorgehoben. Die Verleihung des Preises fand am Wochen- ende im Rahmen einer internationalen 24-stündigen Online-Konferenz der IDA statt.
Seit 2014 gehört die Rhön dem weltweiten Netzwerk der IDA an. Auf Initiative der ARGE Rhön wurde das länderübergreifende UNESCO-Biosphärenreservat im Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen als Internationaler Sternenpark in der Stufe „Silber“ ausgezeichnet. Möglich wurde die Auszeichnung, da zahlreiche Rhöner Kommunen freiwillig eigens entwi- ckelte Beleuchtungsrichtlinien anerkannt haben und diese sukzessive umsetzen. Auch an- grenzende Kommunen außerhalb der Kulisse beteiligen sich. Durch die Maßnahmen zum Schutz der Nacht soll Lichtverschmutzung entgegengewirkt werden, die in den Schutzgebie- ten der Rhön noch vorhandenen natürlichen Nachtlandschaften sollen vor Kunstlicht bewahrt werden und gleichzeitig der natürliche Sternenhimmel den Menschen zugänglich gemacht werden. Fast zehn Jahre nach der Anerkennung hat sich der Sternenpark etabliert und er- gänzt die Artenschutzbemühungen des Biosphärenreservats und der Rhön-Landkreise um den Lebensraum und die Ressource Naturnacht.
Bundesweite Vorreiterrolle
„Die Rhön hat sich als Vorreiter der Dark-Sky-Bemühungen auf lokaler und Bundes-Ebene etabliert“, begründet die IDA ihre Entscheidung zur Auszeichnung mit dem Award. „Die Verantwortlichen haben bei der Finanzierung von Beleuchtungsprojekten geholfen und mit lokalen Energieversorgern zusammengearbeitet. Ihr Einsatz verringert die Lichtverschmutzung durch die öffentliche Beleuchtung in den Sternenpark- und den umliegenden Gemeinden.“ Besonders hervorgehoben wird auch die Initiative zur Zertifizierung von Fulda als Sternen- stadt als weltweit zweitgrößte ihrer Art. Das große Engagement der Akteurinnen und Akteure in der Rhön und die Zertifizierung von Fulda führt nach Ansicht der IDA zu einer überregional und sogar deutschlandweiten Wahrnehmung des Themas Lichtimmissionen und zur Verbrei- tung der technischen Planungshilfen und Strategien gegen schädliche Lichtimmissionen, die im Jahr 2020 von den Biosphärenreservat-Verwaltungen in Kooperation mit den Rhön-Land- ratsämtern herausgegeben wurden.
Himmelsschauplätze, Sternenkinos, Sternenparkführungen
Auch die Weiterentwicklung im Bereich Erlebnis beeindruckt die IDA. „Davon konnte ich mich persönlich überzeugen“, sagt der geschäftsführende IDA-Direktor Ruskin Hartley, der im Mai am European Dark Sky Symposium in Fulda teilgenommen hatte. Hartley hob hierbei meh- rere Projekte hervor: Zum Erleben des Sternenparks Rhön sind unter anderem Himmels- schauplätze, astronomische Beobachtungsplattformen, Sternenkinos sowie ein Sternenlehr- pfad errichtet worden. Seit 2020 werden zudem jährlich von der Rhön GmbH die länderüber- greifenden Sternenpark-Wochen ausgerichtet. Flaggschiff und Aushängeschild sind jedoch die seit 2006 in der Rhön als Teil der Umweltbildung angebotenen Sternenparkführungen, die mittlerweile bei Einheimischen genauso beliebt sind wie bei Touristinnen und Touristen aus ganz Deutschland. Im Jahr 2022 wurden aufgrund der hohen Nachfrage 20 neue Ster- nenparkführerinnen und Sternenparkführer in Bayern, Hessen und Thüringen ausgebildet.
Auf Silber soll Gold folgen
Fuldas Landrat Bernd Woide sieht in der Auszeichnung die Bestätigung des Einsatzes und be- tont, dass der Sternenpark „einfach ein Win-Win-Win für Mensch, Natur und Klima ist“. Auch der Geschäftsführer der IHK Fulda, Michael Konow, zeigt sich hocherfreut über die Auszeich- nung. Gemeinsam mit der Sternenstadt und dem Landkreis Fulda hat die IHK das Prädikat #lichtbewusstsein entwickelt, mit dem Ziel, die Außenbeleuchtung an Unternehmen nacht- freundlicher zu gestalten.
Für die Koordinatorin und Wegbereiterin des Sternenparks Rhön, Sabine Frank, die 2015 von der IDA mit dem Dark Sky Defender Award für ihre Bemühungen ausgezeichnet wurde, die Leitungen der Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Bayern, Hessen und Thüringen sowie Bertram Vogel, Geschäftsführer der Rhön GmbH, ist der Award Verpflich- tung und Ansporn zugleich – denn nach wie vor steht die Erreichung der Auszeichnung „Gold“ für eine noch bessere Nachthimmelsqualität als Ziel noch aus.
Hintergrund: Die IDA
Unter dem Dach der International Dark Sky Association finden sich bereits seit 1988 weltweit Akteurinnen und Akteure aus Astronomie, Biologie, Medizin, Physik und Naturschutz zusammen, die sich gemeinsam für ein Ziel engagieren: die natürliche Nacht vor Lichtverschmutzung zu schützen, die schon im späten 19. Jahrhundert als Umwelteinwirkung beschrieben wurde. Die IDA mit Sitz in den USA ist die Dachorganisation für nationale Sektionen in 18 Staaten – auch in Deutschland gibt es eine „Fachgruppe Dark Sky“.
Im Jahr 2001 hat die IDA das International Dark Sky Places Programm ins Leben gerufen, um Kommunen und Schutzgebiete auf der ganzen Welt zu ermutigen, den dunklen, natürli- chen Nachthimmel durch verantwortungsvolle Beleuchtungsrichtlinien und öffentliche Aufklärung zu bewahren und zu schützen. Weltweit gibt es mittlerweile 20 Dark Sky Reserves der Kategorie der Rhön, hinzukommen mehr als 100 Dark Sky Parks. Der „Dark Sky Place of the Year Award“ wird für außergewöhnliche Leistungen dieser zertifizierten Gebiete verliehen. Die Verleihung fand in diesem Jahr im Rahmen einer 24-Stunden-Konferenz statt, bei der Workshops rund um den Schutz der Nacht angeboten wurden. Auch Sabine Frank gestaltete einen Workshop für interessierte Kommunen mit.
Quelle: UNESCO-Biosphärenreservat Rhön