Horn: „Wir wollen Grundlage für faire Behandlung schaffen und Sprachbarriere beseitigen.“ – Brossardt: „Der Tarifvertrag eröffnet Möglichkeiten der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter und Chancen für Unternehmen, neue Arbeitskräfte zu gewinnen.“
Die Tarifvertragsparteien der bayerischen Metall- und Elektroindustrie verfolgen das gemeinsame Ziel, Geflüchteten durch ein Integrationsjahr neue Ausbildungs- und Berufsperspektiven zu ermöglichen. Sie haben hierfür einen Tarifvertrag abgeschlossen, der die Integration Geflüchteter erleichtern soll.
Ziel des Integrationsjahres ist die Erlangung deutscher Sprachkenntnisse und weiterer Befähigungen, die möglichst einen Einstieg in eine Berufsausbildung oder eine Facharbeit ebnen. Der Spracherwerb steht klar im Fokus, aber nicht ausschließlich. Für die Qualifizierung bringt der Mitarbeiter jährlich eine Eigenbeteiligung von 132 Stunden ein, soweit keine öffentliche Förderung zur Verfügung steht. Das entspricht bei 44 Arbeitswochen 3 Stunden pro Woche.
Der Einstieg in das Modell erfolgt mit einer freiwilligen Betriebsvereinbarung. Um den Unternehmen den Schritt in das Modell zu erleichtern und die Aufwendungen für die Qualifikation zu kompensieren, werden für das Integrationsjahr Sonderzahlungen im Umfang von fast einem Monatsgehalt ausgesetzt. Davon abgesehen gelten aber die normalen tariflichen Bedingungen und Entgelte. Dies hat der Betriebsrat zu überwachen.
Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, sagt: „Wir beobachten, dass Geflüchtete unter Hinweis auf mangelnde Deutschkenntnisse für gleiche Tätigkeiten niedriger eingruppiert werden als Beschäftigte, die schon länger in Deutschland leben. Wir wollen mit diesem Tarifvertrag die Grundlage für eine faire Behandlung schaffen und gleichzeitig das größte Integrationshindernis, nämlich die Sprachbarriere, beseitigen. Bleiben die Geflüchteten – etwa aus der Ukraine – dauerhaft bei uns, müssen sie so schnell wie möglich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu tariflichen Bedingungen haben. Kehren sie zurück, sollen sie sagen können: ‚Wir sind dort fair behandelt worden.‘“
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. betont: „Unser Ziel ist die gesellschaftliche Teilhabe der aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges geflüchteten Menschen. Essenzieller Bestandteil ist dabei die Arbeitsmarktintegration. Wir sind überzeugt: Der Tarifvertrag kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Geflüchteten dabei zu unterstützen. Und den Unternehmen eröffnen sich dadurch Chancen, neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Klar ist: Für die Betriebe ist das Integrationsjahr mit administrativem Aufwand verbunden. Vor diesem Hintergrund erfolgt die Integration auf der Basis von befristeten Arbeitsverhältnissen mit gewissen Abstrichen bei tariflichen Leistungen. Das ist unter dem Strich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“
Quelle: IG Metall