Überraschungen erlebt man im Sport immer wieder. Auch sagenhafte Leistungsexplosionen sind mitunter dafür verantwortlich, wenn Emotionen bei Wettkämpfen greifbar werden. Greta Hörnlein vom Track & Field Club Mainfranken sorgte am 03.07.2022 bei den Bayerischen Meisterschaften selbst dafür, dass ihr das Lächeln lange Zeit nicht mehr aus dem Gesicht wich. Doch danach sah es zu Beginn der Titelkämpfe so gar nicht aus.
Corona-Ausfälle, Formschwäche – Frauenstaffel nicht am Start
Im Vorbericht zu den Bayerischen Meisterschaften wurde bereits der potenzielle Ausfall mehrerer Tracksterbeschrieben. Bereits am Tag vor Beginn der Wettkämpfe war klar: neben den krankheits- und/oder coronabedingten Ausfällen zahlreicher Leistungsträgerinnen in den Einzeldisziplinen fällt auch die Frauenstaffel im Kurzsprint weg. Der Frust saß damit einhergehend bereits vor Beginn der Titelkämpfe äußerst tief, reduzierte sich die Wettkampfgruppe des TFC somit auf nur zwei Teilnehmende: Greta Hörnlein und Lorenz Wieland, beide noch Newcomer im Meisterschaftsgeschehen auf Landesebene.
Hörnlein überrascht mit großem Entwicklungsschritt
Von Medaillengewinnen war nunmehr keine Rede mehr, sondern vom Erreichen persönlicher Bestleistungen. Die Platzierungen rückten für die noch jungen Trackster, die beide erstmals bei Landesmeisterschaften antraten, in den Hintergrund. Dass ausgerechnet die 16-jährige Bad Neustädterin Greta Hörnlein, die die komplette Saison über immer wieder mit ärgerlichen, kleineren Ausfällen (darunter z.B. ein Bienenstich im Fuß im Mai, der sie zu einer ungewöhnlich langen Trainingspause zwang) zu kämpfen hatte, am Ende für ein großes Ausrufezeichen sorgen würde, war nicht absehbar. „Die Trainingsleistungen waren schon teilweise ganz gut, aber ihr fehlt häufig die Konstanz, weil sie noch in vielen alten technisch-mangelhaften Mustern gefangen ist. Dass es so gut, so schnell wird, war trotz des sehr guten Eindrucks bei der Erwärmung nicht zu erwarten“, beschreibt ihr Trainer Marco Gößmann-Schmitt. Mit 15,93 Sekunden reiste sie als Siebzehnte der Meldeliste an und das Ziel war klar: eine neue persönliche Bestzeit sollte es sein; das Finale der besten acht war jedoch weit weg. Im technisch anspruchsvollen Kurzsprint, vor allem im Hürdenbereich, sind Verbesserungen von einzelnen Zehntelsekunden bereits große Schritte. „Angesichts der Tatsache, dass Greta erst seit Frühjahr lernt, wie Hürdensprint wirklich funktioniert, hatte ich gehofft, dass sie sich auf unter 15,50 Sekunden steigern könnte“, erklärt Gößmann-Schmitt zur Entwicklung Hörnleins, die vor Ausbruch der Corona-Pandemie vom VfL Bad Neustadt zum TFC wechselte. „In den letzten beiden Jahren hat sie nur zwei Wettkämpfe bestreiten können. Für eine Wettkampfsportlerin ist das nicht schön, aber in ihrem persönlichen Fall nicht nur negativ, denn sie hatte sich früher zwar in zahlreichen Disziplinen bereits versuchen können, aber der Ausbildungsstand der allgemeinen Grundlagen, an denen wir in der Corona-Zeit viel gearbeitet haben, hätte weder ausgereicht für weitere Leistungssteigerungen noch um verletzungsfrei diesem Sport nachzugehen. Wir haben die Pandemiezeit also sinnvoll genutzt, könnte man sagen.“
Die erste Überraschung gelang Greta Hörnlein in ihrem Vorlauf, den sie als Zweitplatzierte und der Zeit von 15,09 Sekunden beendete – eine Steigerung ihrer persönlichen Bestzeit von über acht Zehntelsekunden und damit der Finaleinzug in der Altersklasse U18. Dass es im Finale noch einmal schneller werden würde, obwohl sie dem jüngeren von zwei Wertungsjahrgängen angehörend nun gegen Konkurrentinnen antrat, die deutlich mehr Erfahrung bei Meisterschaften vorweisen konnten, war nicht zu erahnen. Die Gymnasiastin hatte jedoch gar nicht vor „nur“ Teilnehmerin im Finale zu sein, sondern stürmte in erneuter persönlicher Bestzeit von 14,98 Sekunden auf Platz fünf.
Wieland zollt erfahrenen Mitstreitern Respekt – Süddeutsche Meisterschaften stehen bevor
Für Lorenz Wieland, der ebenfalls bei den Landesmeisterschaften debütierte, stand über 3000 Meter der Altersklasse U18 – ebenfalls dem jüngeren Wertungsjahrgang angehörend – ein schweres Rennen bevor. Die Konkurrenz, die größtenteils nicht nur seit einigen Jahren bereits Erfahrung auf diesem Niveau gesammelt hat, sondern auch teilweise in der deutschen Spitze vertreten ist, versprach ein sehr anspruchsvolles Rennen. Und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht. Wieland lief dabei auf einen tollensechsten Platz, musste sich allerdings mit einer Zeit von 9:50,34 Minuten zufriedengeben. Das Tempo ist für den Leichtathletik-Neuling zwischenzeitlich zu schnell geworden, sodass er den Anschluss verpasst hatte und gute zwei Drittel des Rennens im Alleingang bestreiten musste. Marco Gößmann-Schmitt zeigte sich jedoch zufrieden: „Letztlich ist das Ergebnis völlig in Ordnung. Lorenz hat konstant trainieren können dieses Jahr und bereits gezeigt, dass er in der Zukunft noch sehr weit kommen kann. Auch bei ihm gehen wir es ruhig an, denn er zeigt noch einige Verbesserungspotenziale im Bereich der allgemeinen Grundlagen und diese zu schließen ist aus langfristiger, gesundheitlicher Sicht die oberste Priorität, bevor man in der Jugend den Fokus komplett auf Ergebnisse richten kann. Alles andere wäre waghalsig und in seinem Interesse auch nicht vertretbar.“
Für Lorenz Wieland und auch Greta Hörnlein, die am ersten Wettkampftag ihre persönliche Bestleistung über 100 Meter noch auf 13,09 Sekunden steigern konnte, stehen nun noch die Süddeutschen Meisterschaften am 23./24.07.2022 in Ludwigshafen bevor. Besonders freuen würden sie sich neben eigenen guten Leistungen dort auch über die Teilnahme ihrer qualifizierten Vereinskolleginnen.

Quelle: Track & Field Club Mainfranken

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