Fieber: „Gas ist kurzfristig nicht ersetzbar – Schaden bei Lieferstopp immens“
(Würzburg, 25.05.2022). Die unterfränkische Wirtschaft lehnt ein Gas-Embargo entschieden ab. „Wir tragen die Sanktionen gegen den russischen Aggressor mit. Bei einem Gas-Embargo schaden wir uns aber mehr als Russland. Wir würden uns unserer eigenen Stärke berauben – unserer industriellen Basis – und in die Rezession rutschen“, erklärt Wolfgang Fieber, Vorstandsvorsitzender der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Bezirksgruppe Unterfranken im Rahmen eines Pressegesprächs. So ist Erdgas in großen Teilen kurzfristig unersetzbar und Alternativen zum Pipeline-Gas wie LNG (Liquefied Natural Gas) brauchen Zeit. „Fest steht: Wenn die Gas-Importe aus Russland abrupt ausfallen, stürzen wir in eine für alle kostspielige Versorgungslücke mit teils irreparablen Schäden an Produktionsanlagen. Die Kostenexplosion am Energiemarkt würde damit noch weiter verstärkt“, so Fieber.
Der Freistaat wäre zudem durch ein Gas-Embargo besonders betroffen. „Das liegt insbesondere an der hohen Industriedichte“, so Fieber. Entsprechend drastisch wären laut einer vbw Umfrage, an der sich rund 1.100 Unternehmen mit über einer Million Beschäftigten beteiligt haben, die Auswirkungen auf die bayerische Wirtschaft bei kurzfristiger Nicht-Verfügbarkeit: 22 Prozent der Unternehmen im Freistaat müssten den Betrieb einstellen, unter den energieintensiven sogar jedes Dritte. Die Umsatzrückgänge würden sich auf 40 Prozent summieren.
Laut einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sind bei einem Gas-Embargo 50.000 Arbeitsplätze in Unterfranken bedroht. „Das entspricht 6,6 Prozent der Erwerbstätigen. Der Verlust an Wertschöpfung würde sich auf rund drei Milliarden Euro belaufen – das entspräche einem Rückgang um sieben Prozent“, erklärt Fieber und ergänzt: „Allein in Stadt- und Landkreis Würzburg fielen 10.000 Arbeitsplätze weg, damit würde sich auf einen Schlag die Zahl der Arbeitslosen verdoppeln.“ Die vbw rechnet damit, dass die indirekte Betroffenheit entlang der Wertschöpfungsketten durch abreißende Lieferketten oder fehlende Grundstoffe noch schwerer wiegt. Hinzu kommen weitere negative Effekte wie ein Anstieg der Weltmarktpreise für Energie.
„Ein Gas-Embargo wäre ein schwerer Einschnitt für die Beschäftigten, für die Gesellschaft und für unseren Standort. Wir stehen vor dem dauerhaften Verlust von industriellen Strukturen und damit von Wohlstand. Wir müssen uns so schnell wie möglich unabhängig von russischen Gaslieferungen machen. Das ist die nachhaltige Lösung“, so Fieber abschließend.
Quelle: ibw Bayern