Bismarck-Waage ©Gerhart Nixdorf

Bad Kissinger Ausstellungsstücke bei „Typisch Franken?“
Wer im Museum Obere Saline gerade nach der berühmten Bismarck-Waage sucht, wird sie dort nicht finden. Denn ab 25. Mai wird sie als eines der Hauptexponate in der diesjährigen Landesausstellung „Typisch Franken?“ in Ansbach (Mittelfranken) gezeigt und im Ausstellungskatalog entsprechend präsentiert. Ergänzt durch weitere interessante Exponate aus dem Stadtarchiv Bad Kissingen und den Städtischen Sammlungen, ist die fränkische Kurstadt, seit 2021 als Teil der „Bedeutenden Kurstädte Europas“ (Great Spa Towns of Europe) UNESCO-Weltkulturerbe, mit einer eigenen Abteilung in der Bayerischen Landesausstellung vertreten.
Natürlich ist der einstige deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck gewiss kein Franke. Nicht nur deshalb haben die Organisatoren vom Haus der Bayerischen Geschichte (Augsburg) hinter dem Ausstellungsmotto „Typisch Franken?“ ganz bewusst das Fragezeichen gesetzt. Denn was ist schon „typisch fränkisch“? Der Preuße Bismarck hat allerdings seine Verbundenheit mit dem unterfränkischen Staatsbad durch seine 15 Kuraufenthalte ab 1874 eindeutig bewiesen. Nicht einmal die berühmte Bismarck-Waage mit dem bequemen roten Samtsessel stammt aus Franken, wurde sie doch von der Waagenfabrik Kopp & Haberland im sächsischen Oschatz hergestellt. „Typisch fränkisch“ an der Waage ist aber die Tatsache, dass der übergewichtige Reichskanzler ab 1883 vor, während und nach seinen Kuraufenthalten auf Anordnung seines Münchner Leibarztes Ernst Schweninger im Waaghäuschen an der Kissinger Salinenpromenade gewogen wurde. Das Ergebnis war danach in der Kissinger Saale-Zeitung zu lesen.
Fränkisch ist zweifellos auch das Standbild Bismarcks an der Saale-Promenade. Diese Statue des Bildhauers Heinrich Manger, die 1877 zur Erinnerung an das drei Jahre zuvor in Bad Kissingen auf Bismarck verübte Attentat nahe dem damaligen Salinenbad aufgestellt wurde, blieb zu Bismarcks Lebzeiten die einzige Ganzkörper-Darstellung des Reichskanzlers. Statt dieses monumentalen Denkmals schickte Annette Späth, Leiterin des Museums Obere Saline, ersatzweise eine ebenfalls von Manger gefertigte 30 Zentimeter hohe Nachbildung zur Landesausstellung nach Ansbach. Der Preuße Bismarck vertritt hier gewissermaßen die „typisch fränkische“ Kurstadt, lockte er doch durch seine jeweils mehrwöchigen Kuraufenthalte viele seiner Anhänger aus ganz Deutschland nach Bad Kissingen.
Fränkisch, genauer gesagt rhönerisch ist ferner das „weiße“ sprich ungefasste Pferd aus Sandberg, das über den Kissinger Geschäftsmann Friedrich Meinel in alle Welt exportiert wurde. Es unternimmt diesen Sommer einen Ausflug von der Spielzeugwelt des „MOS“ in die Ansbacher Orangerie.
Wie Bismarck nutzten viele Gäste Bad Kissingens bei ihrer Trinkkur hochwertig geschliffene Gläser aus böhmischem Kristall, oft zusätzlich durch Rubinätze rot gefärbt. Die Mehrzahl solcher Gläser, verziert mit typischen Sehenswürdigkeiten des fränkischen Weltbades, wie die Exponate aus Bad Kissingen in der Landesausstellung beispielhaft zeigen, wurde allerdings wie damals üblich eher als „Mitbringsel“ für die heimische Vitrine gekauft.
Auch durch den Heilwasserversand in tönernen Flaschen, von denen ebenfalls einige in Ansbach ausgestellt werden, wurde der Name Bad Kissingens in die weite Welt getragen und sorgte im 19. Jahrhundert für steigende Gästezahlen. Davon zeugt ebenfalls das in der Landesausstellung präsentierte Gästebuch aus der Unteren Saline mit Einträgen vieler Besucher der Jahre 1844 bis 1890, darunter auch Unterschriften bayerischer Könige und ihrer Angehörigen.
Die prominenten Besucher Bad Kissingens sind beispielhaft durch zwei weitere Exponate vertreten: Der Hoffotograf Johann Kolb widmete einen Abzug in Übergröße seiner als „Letzte Aufnahme“ vermarkteten Fotografie vom österreichischen Kaiserpaar 1898 im Luitpoldpark dem österreichischen Kaiser Franz-Joseph höchstpersönlich. Der Fotograf Wilhelm Cronenberg hingegen widmete Kaiserin Elisabeth eine Serie von Stereoskop-Fotografien mit Kissinger Ansichten.
„Bad Kissingen ist mit seiner Vielzahl ausgesuchter Exponate auf der Landesausstellung sehr gut vertreten“, ist Kulturreferent Peter Weidisch überzeugt, wirbt aber zugleich für den Besuch in Bad Kissingen. „Wir haben zwar einige interessante Exponate für die Landesausstellung ausgeliehen, trotzdem gibt es immer noch viel Interessantes in unserem Museum in der Oberen Saline zu entdecken und zu erleben“, berichtet Museumsleiterin Annette Späth. Dazu gehören neben den Dauer- und Sonderausstellungen viele Sonder- und Themenführungen sowie verschiedene Mitmach-Angebote. Schon ein Blick auf die Themen der vier Museumabteilungen zeigen die enorme Bandbreite des Museums Obere Saline: Salz und Salzgewinnung mit der Erlebnisstation Siedesalz, Bismarck-Museum, Heilbad Kissingen, Das Weltbad, Spielzeug-Welt.
Ausstellung
Bayerische Landesausstellung „Typisch Franken?“ vom 25. Mai – 6. November 2022, täglich von 9 – 18 Uhr, Orangerie und St. Gumbertus, 91522 Ansbach
Museum Obere Saline. Obere Saline 20, 97688 Bad Kissingen. Mittwoch bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr. www.museum-obere-saline.de

Quelle: Stad Bad Kissingen

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