Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Bürgermeisterin Judith Jörg bei der Kranzniederlegung am Mahnmal 16. März 1945 vor dem Würzburger Hauptfriedhof. Foto: Petra Steinbach
Kranzniederlegung an der Gedenkstätte vor dem Hauptfriedhof, Weg der Versöhnung
In der Bombennacht des 16. März 1945 wurde innerhalb weniger Minuten nahezu die gesamte Innenstadt Würzburgs durch Luftangriffe der Royal Air Force zerstört, und 3500 Menschen verloren ihr Leben. Seit Kriegsende gedenkt Würzburg an jedem 16. März derOpfer dieser verheerenden Bombardierung. Am Massengrab vor dem Hauptfriedhof legten Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Bürgermeisterin Judith Jörg heute Morgen einen Kranz vor der künstlerischen Darstellung einer im Krieg getöteten Familie nieder und ehrten die Toten in einer Schweigeminute. „Wir gedenken heute nicht nur der damaligen Opfer aus unserer Stadt, sondern Opfern aller Völker, Zivilisten und Soldaten“, so Oberbürgermeister Schuchardt in seiner Ansprache. „Der 16. März 1945 steht exemplarisch für die unmenschliche Grausamkeit und die absolute Sinnlosigkeit des Krieges. Er ist ein warnendes Beispiel für die zerstörerischen und mörderischen Folgen von totalitärem Machtstreben, Nationalismus und Rassismus.“
Auf die aktuelle Situation in der Ukraine ging Schuchardt mit bewegenden Worten ein: „Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs findet in Europa ein offener Krieg zwischen zwei großen Staaten statt, wurde ein souveräner Staat, wurde ein friedliches Land von einem anderen Staat skrupellos und mit brutaler Gewalt angegriffen. Es scheint, als kehrten die Gespenster der Vergangenheit wieder zurück!“ „Was am 16. März 1945 in unserer Stadt geschehen ist und was sich heute in vielen ukrainischen Städten abspielt, zeigt auf erschütternde Weise:
Krieg ist Tod und Zerstörung, Krieg verursacht immer unermessliches menschliches Leid, Krieg macht immer alle zu Verlierern. Deshalb müssen wir uns mit ganzer Kraft für die Erhaltung oder Wiederherstellung des Friedens und der Freiheit einsetzen, für Versöhnung und Verständigung, für Freundschaft und Zusammenarbeit. Oberbürgermeister Schuchardt rief dazu auf, Versöhnung zu leben, sie als Aufgabe zu begreifen, die sich jeder Generation neu stellt und jeden und jede von uns alltäglich betrifft. „Versöhnung muss nicht nur zwischen Staaten und Völkern stattfinden, sondern auch innerhalb unserer Gesellschaft. Sichtbares Zeichen hierfür ist das Wandernagelkreuz, das heute für ein Jahr der Stadt Würzburg anvertraut wird.“ Der Leitgedanke „Erinnerung bewahren – Versöhnung leben“ der ökumenischen Nagelkreuzinitiative weist dabei auf einen unauflöslichen Zusammenhang hin: Nur die Erinnerung an erlittenes und begangenes Unrecht und das Eingeständnis, am anderen schuldig geworden zu sein, ermöglicht Versöhnung.
Seit dem Jahr 2001 bringt Würzburg diese Haltung auch sichtbar zum Ausdruck, indem im Anschluss an das Totengedenken am Mahnmal gemeinsam der „Weg der Versöhnung“ gegangen wird. In diesem Jahr wurde die Wegeführung vom Fachbereich der Kultur der Stadt Würzburg konzipiert, der in Kooperation mit verschiedenen Institutionen dafür sorgt, dass sich insbesondere Künstler und Künstlerinnen, aber auch Schülerinnen und Schüler, an den unterschiedlichen Stationen innerhalb der Stadt zum Thema äußerten. So bereicherten Schüler und Schülerinnen der privaten katholischen Mittelschule Vinzentinum das feierliche Gedenken am Hauptfriedhof mit einer Tanzdarbietung, Schülerinnen des St. Ursula Gymnasiums erinnerten mit ihrer Performance am DenkOrt Deportation eindringlich an die Gräueltaten des Nationalsozialismus und Yannik Ambrusits gab am Ende des „Wegs der Versöhnung“ am Unteren Markt Einblicke in die Eigenheiten der Würzburger Stadtgesellschaft aus Sicht eines Erlanger Studenten in Form eines Poetry Slams.
Oberbürgermeister Schuchardt versicherte der Nagelkreuzinitiative, dass sich die Stadt Würzburg der Verpflichtung bewusst ist, die mit der Übernahme des Wandernagelkreuzes verbunden ist. „Wir werden in den kommenden zwölf Monaten weiter intensiv darauf hinarbeiten, soziale Gegensätze abzubauen und trennende Gräben zu überbrücken.
Quelle: Stadt Würzburg