Zu den aktuell geförderten Projekten zählt auch die Neue Mitte Üttingen. Hier wird ein alter Gutshof zu einem Seniorenwohnen umgebaut. Foto: archicult GmbH – breuning architekten
Pflege regional
Würzburg (ruf) – Fragt man ältere Menschen nach ihren Wünschen, so ist es ihnen ein großes Bedürfnis möglichst gesund alt zu werden und trotz Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich in der eigenen Häuslichkeit oder wenigstens in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Bei derzeit einer halben Million pflegebedürftiger Menschen in ganz Bayern stellt uns das als Gesellschaft schon jetzt vor große Herausforderungen und die Zahl wird sich bis 2050 verdoppeln.
Der Freistaat Bayern hat hierfür bereits im November 2019 das Förderprojekt „Pflege im sozialen Nahraum – PflegesoNah“aufgelegt. Unter sozialem Nahraum ist das Wohnumfeld über den Bereich der Wohnung hinaus zu verstehen, also der Lebensraum, in dem Menschen ihr tägliches Leben gestalten, sich versorgen und ihre sozialen Kontakte pflegen. Ziel dieses Förderprogramms ist, in den Kommunen leistungsfähige Strukturen für die pflegerische und soziale Versorgung aufzubauen. Bereits bestehende Angebote können erweitert und ausgebaut werden.
Gefördert werden Kurzeit-, Tages- und Nachtpflegeplätze, ambulant betreute Wohngemeinschaften, Dauerpflegeplätze in stationären Einrichtungen der Altenpflege und der Behindertenhilfe, sowie Begegnungsstätten.
In kleineren Gemeinden können alternativ zu einem Pflegeheim ambulant betreute Wohngemeinschaften geschaffen werden, in denen bis zu 12 pflegebedürftige Menschen selbstbestimmt leben können. Mit einer solchen Wohnform kann dem Wunsch der älteren Menschen, im Alter an ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben, entsprochen werden.
Von der bayernweiten zur Verfügung stehenden Fördersumme von rund 62 Millionen Euro flossen im Jahr 2021 rund 12 Millionen nach Unterfranken.
Folgende Projekte wurden gefördert:
• Julius-Spital-Stiftung Mellrichstadt, Mellrichstadt, Landkreis Rhön-Grabfeld: Um- und Neubau von Pflegeplätzen im Franziska-Streitel Altenheim
• Wohnen in Uettingen GmbH, Uettingen, Landkreis Würzburg: Schaffung eines Pflegeheims
• Matthias-Claudius-Heim Würzburg, Stadt Würzburg: Modernisierung des Pflegeheims
• Sozialstation St. Laurentius Bad Neustadt a. d. Saale e. V., Hohenroth / Leutershausen, Landkreis Rhön-Grabfeld: Schaffung von Tagespflegeplätzen in der Seniorentagesstätte St. Laurentius Leutershausen
Die neugeschaffenen Pflegeplätze werden nach dem neuesten Stand der Wissenschaft gestaltet, sodass gerade Menschen, die an Demenz erkrankt oder durch eine Sehbeeinträchtigung gehandicapt sind, sich gut zurechtfinden können.
Die Förderrichtlinie sieht vor, dass sich die geförderten Projekte in den sozialen Nahraum öffnen. Das bedeutet, dass es den Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung ermöglicht wird, weiterhin am gewohnten sozialen Leben und an den Aktivitäten in ihrer Gemeinde, ihrem Viertel oder Dorf teilzuhaben. So können sie – trotz des Umzugs in eine stationäre Einrichtung – auch künftig in er ihnen vertrauten Umgebung in Geschäfte, zum Einkaufen, zum Gottesdienst, zum Arzt, zu Sportveranstaltungen und vieles mehr.
Ebenso öffnen sich die Einrichtungen auch nach innen. Öffnung nach innen bedeutet auch z.B. gemeinsame Frühstück/Mittagessen mit Schülern der örtlichen Schule, Kindern aus der KiTa, Hundebesuchsdienst um nur einige Aktivitäten zu nennen.
Öffnung nach innen bedeutet auch, dass vorhandene Räumlichkeiten für den offenen Mittagstisch, Chorproben, Handarbeitsgruppen, Hausaufgabenbetreuung, Heilig-Abend-Feiern für die Allgemeinheit bzw. Alleinstehende der Gemeinde, Seniorentanzabende und vieles mehr genutzt werden können.
Darüber hinaus weitet sich der Blick und die Versorgungsangebote vom eigenen Bewohner hinaus zu Hilfeleistungen verschiedener Art für Menschen im Umfeld der Einrichtung. In Zusammenarbeit mit anderen Akteuren kann dann Alltagsunterstützung (z.B. Einkaufsdienste, Wäscheservice, Essen auf Rädern, kleine Hausmeistertätigkeiten, Fahrdienste, Begleitung zum Arzt, Beratungsleistungen usw.) angeboten werden. Diese Angebote sind so gestaltet, dass die hilfe- und/oder pflegebedürftigen Menschen solange wie möglich in ihrer eigenen Häuslichkeit bleiben können.
Durch all diese Maßnahmen entsteht eine Kultur des Miteinanders, ein gegenseitig besseres Kennenlernen und Verstehen.
Vor diesem Hintergrund ist es zum Wohle der älteren Bevölkerung wünschenswert, dass in kleineren Gemeinden noch mehr Pflegeplätze z.B. in Form von ambulant betreuten Wohngemeinschaften und Begegnungsstätten entstehen.
Das Förderprogramm wird auch für das Jahr 2022 aufgelegt. Im Sachgebiet 13 der Regierung von Unterfranken ist hier eineBeratungsstelle für diese Förderung eingerichtet und unter der Telefonnummer 0931 380-1081 zu erreichen. Alle Interessierten können sich hier oder am Landratsamt unverbindlich beraten lassen.
Quelle: Regierung von Unterfranken