Filip Zeljko gegen den Vizeweltmeister Mattias Falck (rechts)
Bad Königshofen Der TSV Bad Königshofen hat seine Anwartschaft auf eine sechste Saison in der TTBL mit diesem Sieg gegen den SV Werder Bremen eindrucksvoll bestätigt. Verdient oder glücklich liegen bei einem 3:2 immer sehr nahe beieinander. Auf jeden Fall hat die ausgeglichenere Mannschaft gewonnen, in der alle drei eingesetzten Spieler an Punktgewinnen beteiligt waren. Diesmal, zum fünften Mal, gewann der schwedische Vizeweltmeister Mattias Falck zwar erneut seine zwei Einzel gegen die Königshöfer. Dahinter konnte aber keiner seiner Kollegen Entscheidendes beitragen.
Beim Verkünden der Aufstellung der Gastgeber blieb viel Rätselraten, was sich Koji Itagaki und sein Team dabei ausgedacht hatten. Basti Steger an Position 3, Kilian Ort an 2 und Filip Zeljko an 1 ließ, inklusive der Möglichkeit einer Auswechslung nach der ersten Runde, mehrere taktische Varianten im Einzel und im Doppel und einige Fragen offen. Würde Zeljko seine Topform von Tunis haben konservieren können, wo er Ditter in einem WTT-Contender-Turnier wurde, u.a. Patrick Franziska bezwang? So eine Form kann in dieser Sportart in zwei Tagen weg sein, die Reisestrapazen nicht einmal berücksichtigt. Und Maksim Grebnev vom Viertelfinale in Tunis über Istanbul, Moskau, Frankfurt eingeflogen, um Ersatzmann zu sein? Der Europameister im Doppel und Vize mit der Mannschaft!
Doch das ist nun mal Leistungssport, und hinterher war ja alles richtig gemacht. Der Liebling des Fanclubs Ping-Pong-Ultras spielte sein erstes Einzel gegen Bremens Zweier, Marcelo Aguirre aus Paraguay, wie im Rauschzustand, als wäre es das nachgeholte Finale von Tunis. Er war der Taktgeber, bestimmte das Tempo mit seiner Emotionalität, seiner Wucht und gnadenlosen Effizienz, kam nie in Bedrängnis und demontierte Aguirre klar mit 3:0. Teil 1 der Itagaki-Taktik war aufgegangen.
Dem Vizeweltmeister Falck stellte man den Lokalmatador Kilian Ort entgegen. Es war, vom Renommee des Gegners her wohl die größte Herausforderung im TSV-Trikot seiner Laufbahn. Und er rüttelte so sehr am Denkmal Falck, dass es einzustürzen drohte. Er verlor Satz 1, gewann den zweiten und hatte im dritten zwei Satzbälle, verlor ihn aber mit 11:13. Um im vierten wieder auf Null zu stellen mit einem klaren 11:6. Im fünften Durchgang führte er 8:7. Noch drei Pünktchen zum Helden von Halloween. Doch Falck nahm Auszeit und drehte das Match mit drei glücklichen Netzkantenbällen zum 8:10 und einem Rückschlagfehler von Ort zum 8:11. Süßes für Falck, Saures für Ort.
Jetzt stand Bastian Steger vor der Pflichtaufgabe, den Kasachen Kirill Gerassimenko, immerhin Nr. 38 der Weltrangliste, zu schlagen und sein Team in Führung zu bringen. Es wurde, trotz des scheinbar klaren 3:0, ein knackiger Fight, zumindest in den ersten zwei Sätzen (12:10/11:9), im dritten ein Schaulaufen – 11:2 – und 2:1 für den TSV. Steger, der Sohn eines Hauptschullehrers, hatte vor den Augen seiner Eltern seine Hausaufgabe wieder einmal sehr sauber und zuverlässig erledigt. Doch jetzt sahen die Ultras und das schon bis dahin restlos begeisterte Publikum einen anderen Filip Zeljko, der gegen Mattias Falck im Einser-Duell kein Gegner auf Augenhöhe war. Nur bei 1:1-Satzstand schürte er Hoffnungen. Dann fiel sein System gegen die brachiale Gewalt und das fast fehlerlose Spiel des Skandinaviers in sich zusammen. Vielleicht war das aber auch in Itagakis Taktik mit berücksichtigt. 2:2 und wieder die Entscheidung im Schlussdoppel.
Bei der der Doppel-Europameister Grebnev auf der Bank blieb und die Routiniers Steger/Ort in die Nervenschlacht geschickt wurden: Die bedenklich wenig Matchpraxis mitbrachten im Vergleich zum Bremer Stammdoppel Gerassinenko mit dem Linkshänder Aguirre. Auch das ein Nachteil, den es erst noch auszugleichen galt. Wozu sehr viel, ungewöhnlich viel miteinander geredet wurde, fast nach jedem Ball, und die 15-Sekunden-Regel doch nie verletzt wurde. Der erste Satz war irgendwie ein Test-Satz, hätte nicht einmal (9:11) verloren werden müssen. Im zweiten schienen Steger/Ort zusammen und ihre Taktik gefunden zu haben – Satzausgleich mit 11:9. Am klarsten endete der dritte, 11:7 nach 7:7 für die Königshöfer.
„Nur noch“ ein Satz zum ersehnten Sieg gegen Bremen, aber Rückstände mit bis zu drei Punkten. Die Aufholjagd war erst bei 9:9 gelungen. Jetzt „nur noch“ zwei Bälle. Es waren aber noch vier nötig bis zum finalen Jubel. Gefühlte zwei davon schrie das nur noch stehende Publikum herbei, wobei beim 10:11 sogar ein Satzball abzuwehren war. Beim 13:11 aber erbebte die Shakehands-Arena mit hohen Werten auf der nach oben offenen Richter-Skala.
Ergebnisse:
TSV Bad Königshofen – SV Werder Bremen 3:2
Filip Zeljko – Marcelo Aguirre 3:0
(11:8/11:8/11:5)
Kilian Ort – Mattias Falck 2:3
(8:11/11:7/11:13/11:6/8:11)
Bastian Steger – Kirill Gerassimenko 3:0
(12:10/11:9/11:2)
Zeljko – Falck 1:3
(6:11/11:6/3:11/3:11)
Steger/Ort – Gerassimenko/Aguirre 3:1
(9:11/11:9/11:7/13:11)
Zuschauer: 350
Oberschiedsrichter: Joachim Car (Langendorf)