Social Media-Experte Jens Scholz fühlt digitalen Mythen auf den Zahn. Foto: © dos.fail
Eine eigene Welt, verborgen hinter den Mauern des Spitalseebunkers
Vortrag von Jens Scholz über „Digitale Gemeinschaften“ am 11.08.
Zunehmend werden virtuelle und analoge Realitäten eins. Im Theater- und Spielprojekt
„Healing“ beschäftigt sich das Kunst-Netzwerk von denialofservice.fail mit der Frage, wie soziale Räume und Freiräume in diesen neu entstehenden Welten gestaltet werden können. Dazu lud das Projekt-Team am Mittwoch zu einem Themenabend unter dem Titel „Digitale Gemeinschaften“ in den Schweinfurter Spitalseebunker ein, gemeinsam mit dem Verein KulturPackt für Schweinfurt.
Am frühen Mittwochabend öffnete das Team von „Healing“ die Tür des Bunkers für Gäste. Ein Prolog in Form eines bunten Abends, bevor am Samstag die erste Vorstellung vor Ort stattfindet. Es gibt viel Interesse und große Neugierde darüber, was sich hinter den dicken Mauern des Bollwerks inmitten der Stadt verbirgt. Im Spitalseebunker ist es auf einmal 10°C kühler als draußen, waberndes buntes Licht erhellt die labyrinthischen Innenräume. Einige der Gäste kennen den Spitalseebunker bereits von innen, jedoch im leeren Zustand. Seit Juni hat das Technik- und Setbau-Team von denialofservice.fail das Innere des Bunkers komplett verwandelt. Es ist nun das Set einer fiktiven Unterhaltungsshow, in der es um Technokratie und Überwachung geht. Der gesamte Bunker ist für das Event mit Kameras ausgestattet worden – diese sind jedoch Teil des Sets, wirklich überwacht wird hier niemand.
Passend dazu hat das Team an diesem Abend den Social Media-Experten und Blogger Jens Scholz eingeladen, der in einem einstündigen Vortrag über Meinungsbildung in Online- Plattformen spricht: sind soziale Medien wirklich ein Ort für soziale Wesen? Was machen diese Räume mit menschlicher Kommunikation und welche Entwicklungen erwarten uns möglicherweise in den kommenden Jahren? Der Vortrag geht schließlich über in eine rege Diskussion mit dem Publikum, die nur dadurch schließlich endet, dass die Neugierde zu groß wird – man will endlich den Bunker erkunden.
Auch der anschließende Rundgang mit „Healing“-Dramaturg Wanja Neite wird begleitet von einem regen Austausch der Beteiligten über diese Themen und setzt sich auch noch fort, als der Rundgang am Ausgang des Bunkers endet. Hier herrscht auf einmal wieder der Schweinfurter Sommer. Doch wie einige Gäste bald feststellen: Kameras gibt es hier draußen genau so. Die Unterhaltungen setzen sich vor der Tür fort, bis es zu dämmern beginnt – draußen ist es zwar nicht so aufregend, aber doch gemütlicher als im Bunker.
Quelle: KulturPackt e.V.