Erfolgreiches Treffen als Reaktion auf die akuten Herausforderungen der hausärztlichen Versorgung in Bad Kissingen
Bereits Ende Juli hat das erste Treffen des Oberbürgermeisters der Stadt Bad Kissingen, Dr. Dirk Vogel, mit den meisten der in Bad Kissingen ansässigen Hausärzten stattgefunden. Eingeladen hatte die Allgemeinmedizinerin Susanne Sorgenfrei in ihre Praxisräume. Hintergrund war die aktuelle Entwicklung der hausärztlichen Versorgung in der Stadt Bad Kissingen durch die absehbare Praxisschließung eines bekannten Bad Kissinger Hausarztes. Sechs in Bad Kissingen tätige Hausärzte und der Oberbürgermeister, Dr. Dirk Vogel, nahmen die Einladung dankend an. In einem über zweistündigen Austausch wurden die aktuellen Herausforderungen und Probleme offen und lösungsorientiert aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert. Schlussendlich einigten sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einen Aktionsplan, der die folgenden fünf Punkte umfasst.
Gemeinsamer Konsens & Aktionsplan
1. Die Hausärzte in Bad Kissingen erklären sich dazu bereit, temporär und vertretungsweise ab 1. Oktober 2021 bis einschließlich März 2022 die befristete Notfallversorgung für Patientinnen und Patienten der Praxis Dr. Gleißner zu übernehmen. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass im Nachgang eine neue Hausarztpraxis in Bad Kissingen öffnen wird und die Kapazität der weggefallenen Praxis kompensieren kann. Die Patientinnen und Patienten werden gebeten, die temporäre Versorgung bis Ende März 2022 zu akzeptieren. Patientinnen und Patienten ist es aufgrund des deutschen Patientenwahlrechts auch in dieser Notfallsituation freigestellt, ihre „Ersatzärztin oder ihren Ersatzarzt“ selbst zu wählen und zu kontaktieren. Außerhalb der Sprechzeiten der Hausarztpraxen sowie an Wochenenden und Feiertagen steht Patientinnen und Patienten der Ärztliche Bereitschaftsdienst Bayern unter der Rufnummer 116 117 zur Verfügung.
2. Da die vereinbarte Notfallversorgung mit einem enormen zeitlichen und personellen Zusatzaufwand für die beteiligten Arztpraxen verbunden sein wird, bitten die Praxen ihre Facharztkolleginnen und -kollegen darum, alle fachspezifischen Fragen und Behandlungen ausschließlich selbst abzuklären. Nur so kann die zusätzliche Anzahl an Patientinnen und Patienten in den Hausarztpraxen bewältigt werden.
3. Ferner wird gemeinsam daran gearbeitet sogenannte „Stille Reserven“ zu reaktiveren – also Allgemeinärztinnen und -ärzte, die sich bereits im Ruhestand befinden oder nur in Teilzeit angestellt sind. Alle Ärztinnen und Ärzte, die unterstützend tätig werden können, werden gebeten, sich bei der Stadt Bad Kissingen (Herr Bünner, Wirtschaftsförderung, T 0971 807-1080) zu melden. Auch neu nach Bad Kissingen gezogene Kolleginnen und Kollegen, die Interesse an einer temporären Tätigkeit haben, sind aufgerufen Kontakt aufzunehmen. Umfang und Dauer von Unterstützung und Arbeitseinsatz werden je nach Möglichkeit abgestimmt. Die Stadt Bad Kissingen wird zusätzlich über ihr Alumni-Netzwerk 8730 ehemalige Abiturientinnen und Abiturienten ansprechen, die Medizin studiert haben.
4. Parallel müssen strukturelle Veränderungen auf den Weg gebracht werden. So wird die Stadt Bad Kissingen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) in Kontakt treten, um die „drohende hausärztliche Unterversorgung“ für die Stadt Bad Kissingen festzustellen. Unter anderem sei dies aufgrund der Altersstruktur der ansässigen Ärztinnen und Ärzte sowie des überproportionalen Anteils überdurchschnittlich betreuungsintensiver soziodemografischer Bevölkerungsgruppen in Bad Kissingen nun dringend festzustellen. Diese Feststellung von Seiten der KVB würde Fördermöglichkeiten für neue Ärztinnen und Ärzte auslösen und verbesserte Anreize für ihre Ansiedlung schaffen.
5. Grundsätzlich sind sich alle Beteiligten einig, dass eine Intensivierung der Zusammenarbeit Sinn macht. Eine Verstetigung der Treffen zwischen Stadt und Praxen sowie die Netzwerkbildung wird ebenso angestrebt, wie eine Verbesserung der professionsübergreifenden Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen medizinischen Einrichtungen in Bad Kissingen – auch in Bezug auf mögliche Förderprojekte, z.B. zur Einrichtung neuer digitaler Kommunikationswege zwischen den Praxen untereinander sowie mit den Patientinnen und Patienten (Telemedizin).

Quelle: Stadt Bad Kissingen

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