Schnupperschülerin Lisa (Mitte) legt einer Patientin unter Aufsicht die Inhalationsmaske an. Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Über den eigenen Schatten springen
Die Sommerferien sind für Schülerinnen und Schüler eigentlich zum Ausschlafen, Ausruhen und Entspannen da. Nicht so, wenn sie eine Schnupperwoche im Krankenhaus St. Josef verbringen. Denn in dieser haben die jungen Leute richtig gut zu tun: Sie waschen Patienten, bringen ihnen die Mahlzeiten ans Bett, reinigen ihre Gebisse, messen Blutzucker und Vitalfunktionen. Kurz: Sie unterstützen die Pflegekräfte auf Station. Auch schon morgens um 7 Uhr. Schließlich sollen die Schnuppernden einen Einblick bekommen, welche Tätigkeiten Pflegefachmänner und –frauen verrichten.
Behutsames Vorgehen
Soeben ist die Schülerpraktikantin Lisa dabei, eine Patientin für das Inhalieren vorzubereiten – unter professioneller Aufsicht versteht sich. Zunächst lässt sie die Inhalationslösung in den dafür vorgesehene Behälter tropfen und befestigt diesen an der Apparatur. Anschließend setzt Lisa die Maske auf Nase und Mund der älteren Frau. Sie geht dabei sehr behutsam vor, um die Patientin nicht unnötig zu belasten. Vorsichtig streift sie das Gummiband über den Kopf der Dame, damit die Maske hält. Ein kurzer Blick, eine kurze Nachfrage und schon kann das Inhalieren starten. Berührungsängste oder sogar Scheu hat Lisa keine. „Schließlich mag ich wissen, was die Aufgaben der Krankenschwestern sind“, erklärt sie.
Auf einer Wellenlänge
Die Schnupperwoche, die seit einigen Jahren in der ersten Augustwoche angeboten wird, bietet den perfekten Rahmen dafür. Organisiert wird sie von der Berufsfachschule für Pflege am Krankenhaus St. Josef und umfasst insgesamt fünf Vormittage. „Zwischen dem Kennenlern- und dem abschließenden Unterrichtstag sind die Schülerinnen und Schüler drei Tage auf den Stationen im Krankenhaus“, erklärt Elmar Pfister, der Leiter der Berufsfachschule. Dort werden sie von den Absolvent/innen, die gerade ihre Examen gemacht haben, angeleitet, betreut und begleitet.
Das Konzept kommt an. „Danke an die Abschlussschüler! Sie waren alle so lieb, haben sich viel Mühe gegeben und alle unsere Fragen beantwortet“, schreibt ein/e Schnuppernde/r in den Reflexionsbogen. Man sei einfach mehr auf einer Wellenlänge, schreibt ein/e Andere/r. „Wir haben echt viel gelernt“, sind sich die Schülerpraktikant/innen einig. Sie haben von den Absolvent/innen unter anderem gezeigt bekommen, wie Patient/innen richtig gelagert werden, wie Infusionen funktionieren und angelegt werden, oder wie sie Verbände wechseln. Dabei haben einige Tätigkeiten, vor allem mit Patient/innen, erst einmal Überwindung gekostet – das Waschen etwa oder die Kommunikation „mit dementen, vergesslichen Omis und Opis“.
Dankbare Patient/innen
Doch mit der Zeit sind die jungen Leute in die Aufgaben hineingewachsen und haben schöne Situationen erlebt: „Die Dankbarkeit der Patient/innen und das Gefühl, ihnen geholfen und zugehört zu haben“ oder „Sie glücklich zu sehen bzw. Ihnen ein lächelndes Gesicht zu zaubern“. Auch das „über den eigenen Schatten springen und Neues ausprobieren“ oder „In alle Bereiche des Krankenhauses reinzuschauen“, werden von den Schüler/innen als positive Erfahrungen aus dieser Schnupperwoche bewertet.
Wie viele von den insgesamt 19 Schnupperpraktikant/innen den Beruf des Pflegefachmanns, einer Pflegefachfrau ergreifen werden, dazu kann Schulleiter Elmar Pfister noch nichts sagen. „Einige haben gemerkt, dass dieser Beruf nichts für sie ist, andere überlegen noch und möchten ein weiteres Praktikum bei uns absolvieren“, fasst er seine Erkenntnisse zusammen. Die Reflexionsbögen bestätigen das. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich innerhalb von fünf Tagen so viel über die Pflege und das Krankenhaus lernen könnte und bin deshalb positiv überrascht. Ich habe mich wirklich wohlgefühlt. Danke für diese Erfahrung“, schreibt ein/e Schüler/in.

Quelle: Krankenhaus St. Josef

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