Foto: © Primaton

Das Scheinwerferlicht auf Bad Kissingen wird von einem dunkeln Schatten gestriffen. Nach der Ernennung zum Welterbe wird jetzt das Kurorchester laut und tritt in den Arbeitskampf. Was genau der Hintergrund ist, hat uns Uli Müller, Pressesprecherin der Deutschen Orchestervereinigung, gesagt:
Warum wird jetzt der Arbeitskampf in Erwägung gezogen?

Ergänzung: Der Oberbürgermeister Dirk Vogel ist 2018 noch nicht im Amt gewesen. Dies geht aber aus diesem Ton heraus. Wir stellen dies damit richtig. 

Was fordern jetzt die Orchestermitglieder?
Wir haben versucht eine Stellungnahme vom Oberbürgermeister Dirk Vogel aus Bad Kissingen zu bekommen. Diese haben uns nur schriftlich geantwortet. Unsere Redakteurin Aylin hat die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
Weiter heißt es in der Stellungnahme:
Wir halten Sie natürlich über den Arbeitskampf des Kurorchesters in Bad Kissingen auf dem laufenden.
Das gesamte Statement hier:
Zu den aktuellen Forderungen der Staatsbad Philharmonie Kissingen erklärt der Oberbürgermeister der Stadt Bad Kissingen Dr. Dirk Vogel:
  1. Ich bin als Oberbürgermeister im Februar zum ersten Mal von der Deutschen Orchestervereinigung angeschrieben worden. Darin wurde mir mitgeteilt, dass „die Arbeitsbedingungen und Vergütungen (…) erheblich unter den in Deutschland gängigen tariflichen Einstufungen (…)“ bei den Musikerinnen und Musikern liegen würden.

 

  1. Ich habe mir daraufhin die Gehälter der Musikerinnen und Musiker der Staatsbad Philharmonie Kissingen angesehen. Sie lagen im Durchschnitt bei knapp über 3.000 € brutto im Monat, das entspricht etwa der TVÖD 9a/b in der ersten Stufe. Dieses Gehalt bezahlen wir, tarifgerecht, auch unseren, allesamt studierten, Musikschullehrerinnen und –lehrern in der städtischen Musikschule. Die Orchestermusiker der Bundespolizei werden ebenfalls in dieser Tarifgruppe (TVöD 9a, ohne Hochschulabschluss TVöD 8) bezahlt. Allerdings war im Vergleich zu den genannten Tarifverträgen feststellbar, dass es bei den Musikerinnen und Musikern des Kurorchesters in den letzten Jahren offenkundig keine weitere kontinuierliche Entwicklung nach oben gegeben hat.

 

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  1. Dieses Thema wurde mit dem Freistaat Bayern als Mitgesellschafter erörtert. Gemeinsam haben wir die Geschäftsführung der Bayer. Staatsbad GmbH gebeten, mit der Mitarbeiterschaft in Kontakt zu treten. Das ist erst letzte Woche erfolgt, weil bis dahin die Musikerinnen und Musiker nicht bereit waren, mit der Geschäftsführung zu diesem Thema zu sprechen. Nachdem nun letzte Woche die ersten Forderungen formuliert wurden, haben wir mit dem Freistaat die Geschäftsführung gebeten, ein Maßnahmepaket zu den Arbeitskonditionen und dem Gehalt zu erarbeiten. An dieser Stelle befinden wir uns nun.

 

  1. Wir stehen nach wie vor dazu, dass wir die Kur-Musik für unser Staatsbad nicht als Dienstleistung einkaufen, sondern mit unbefristeten Arbeitsverträgen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine sichere und dauerhafte Lebensperspektive geben. Der Tarifvertrag der Deutschen Orchestervereinigung liegt nach bisherigen Schätzungen erheblich über den oben genannten Gehältern, die sich bereits in einem kommunalen Tarifgefüge bewegen. Aber wir können und werden nicht von heute auf morgen einen Tarifvertrag einführen können, den wir nicht bezahlen können – und deswegen Stellen abbauen oder betriebsbedingt kündigen müssen. Zur Erinnerung: Die Stadt gibt mit Steuermitteln jährlich über 1 Mio. € aus, um die Leistungen der Staatsbad GmbH zu erbringen. Im letzten Jahr wurde diese Summe aufgrund der Corona-Pandemie auf rd. 2,05 Mio. € verdoppelt. Das sind alles Steuergelder, die überwiegend für das Personal der Bayer. Staatsbad GmbH ausgegeben werden.

 

  1. Wir müssen deswegen jetzt einen Mittelweg finden, der einerseits den Musikerinnen und Musikern eine finanzielle Entwicklung über die Jahre hinweg ermöglicht, was bisher nicht der Fall war. Aber auf der anderen Seite am Ende eben auch von Seiten der Stadt bezahlbar bleibt. Das erfordert Kompromissfähigkeit von beiden Seiten. Wir sind dazu bereit.