Foto: Paul Diestel
Ab Donnerstag, den 10. Juni sind im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen Objekte und Skulpturen des Rhön-Grabfelder Künstlers Paul Diestel zu sehen. Die Sonderausstellung zeitlos läuft bis zum Saisonende am 7. November.
Im Truchsess-Haus aus Oberhohenried sowie im Außenbereich des Freilandmuseums zieht zeitgenössische Kunst ein. Dort eröffnen die Werke des Bildhauer Paul Diestel neue und überraschende Perspektiven im Dialog mit dem Ausstellungsraum. In vielen Stuben und Kammern im Freilandmuseum lassen sich farbig gestaltete Wände entdecken. Da diese früher beim Renovieren einfach übertüncht wurden, liegen viele Schichten und Fassungen als Abfolge übereinander. In sogenannten Befundfenstern sind heute Muster und Dekore aus unterschiedlichen Zeiten parallel sichtbar. Die Wände erzählen damit Geschichten über Dekorationsstile, Moden in der Wohnkultur und persönliche Vorlieben der damaligen Bewohnerinnen und Bewohner. Jeder neue Anstrich scheint verbunden mit der Motivation, den Raum zu erneuern, vielleicht um ihn neu einzurichten oder sich selbst neu auszurichten. Wenn erste Makel und Vergilbung auftreten, wird es Zeit für einen neuen Anstrich. Hier wird deutlich, was wir aus der Archäologie und der Geologie kennen: Die Zeit arbeitet in Schichten – und macht dabei keine Pause.
Der Bildhauer Paul Diestel spürt diesen Entwicklungsschritten nach. Er bearbeitet die überwiegend aus dem Material Holz gestalteten Objekte mit natürlichen Pigmenten wie Erde, Kalk, Asche und Sand. Schicht für Schicht lässt er das Holz hinter sich und schafft eine neue Materialität, die aus der Verdichtung und Politur des Aufgetragenen entsteht. Am Ende ist nicht mehr klar, wann welche Schicht aufgetragen wurde – die Objekte werden zeitlos. Wir erfahren, wie alles um uns herum Zeugnis einer ständigen Transformation ist.
Auch die Wahrnehmung alltäglicher Phänomene in der Natur wird durch Paul Diestels Werke geschärft: Blüten, Samenkörner, Ähren, Puppenstadien von Insekten werden dabei vom Kontext isoliert und im Maßstab transformiert. Im Freilandmuseum gehören drinnen und draußen, Kultur und Natur zusammen. Paul Diestels Interpretationen lassen Gärten, Streuobstwiesen und Felder des Museums neu erfahren.
Zum Künstler
Paul Diestel wurde 1996 in Schweinfurt geboren und wuchs in Unsleben in der bayerischen Rhön auf. 2014 begann er ein Studium der Bildenden Kunst an der Kunsthochschule Kassel. Er studierte in der Klasse von Professor Norbert Radermacher und von 2018 bis 2020 bei Gastprofessorin Mirjam Thomann. Im Frühjahr 2019 wurde er von ihr und Professor Jens Brand zum Meisterschüler ernannt. Seit seinem Abschluss im März 2020 lebt und arbeitet er als freischaffender bildender Künstler in Unsleben.
Paul Diestel stellte unter anderem im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg, im Kulturzentrum Kloster Wechterswinkel und im Ausstellungsraum 387 in Kassel aus. Ausgezeichnet wurde seine Arbeit mit dem Stipendium des Cusanuswerks, dem Artist-in-residence-Stipendium des Rathaus für Kultur, Lichtensteig, sowie dem Georg-Meistermann-Preis des Cusanuswerks.
Mehr zur Ausstellung https://freilandmuseum-fladungen.de/de/ausstellungen/sonderausstellungen/zeitlos
Broschüre zur Ausstellung (PDF, nicht barrierefrei) https://freilandmuseum-fladungen.de/magic/show_image.php?id=312999&download=1
Öffnungszeiten Fränkisches Freilandmuseum Fladungen
Bis 30.9.: täglich 9 – 18 Uhr
Ab 1.10. bis 7.11.: Dienstag bis Sonntag 09 – 18 Uhr (an Feiertagen auch montags geöffnet)
Eintritt 6 €, 4 € ermäßigt, 12 € Familientageskarte.
Quelle: Fränkisches Freilandmuseum Fladungen